DIE MORALLEHRE IM ISLAM - Al-A.ULAAQ DIE MORALISCHEN PFLICHTEN Unsere moralischen Pflichten gegenüber Allah, dem Erhabenen Unsere moralischen Pflichten gegenüber Allahs Gesandtem Unsere moralischen Pflichten gegenüber uns selbst Unsere moralischen Pflichten gegenüber unseren Familienangehörigen Unsere moralischen Pflichten gegenüber den Muslimen und anderen Mitmenschen DIE MORALISCHEN WERTE (DIE TUGENDEN) Ehrfurcht vor Allah -Taqwaa Großzügigerweise etwas schenken-Ibsaan Geradheit -Istiqaamah Schamgefühl - Hayaa' Sich anstrengen - Sa'y Dankbarkeit - Schukr Geduld - Sabr Beratung - Muschaawarah Einander helfen- Muaawanah Seine Zunge vor schlechten Worten bewahren Hifsu l-Lisaan Gerechtigkeit - 'Adaalah Bescheidenheit - Tawaadu Genügsamkeit - Qanaa’ah Vertrauen auf Allah - Tawakkul Bedächtigkeit - Taanni Verbindung mit Verwandten - $ilah ar-Rahim Keuschheit - 'Iffah Mitleid - Marhamah Versprechen, Sein Wort halten - Wa'd - 'Ahd Bedecken der Fehler - Satru l-'Uyuub Erleichterung - Yusr DIE SCHLECHTEN HALTUNGEN (DIE LASTER) Lügen - Kidb Üble Nachrede - Ciybah Verleumdung - Iftiraa Neid - Hasad Die böse Vermutung - Su'u ;-,Zann Verspotten - Istihzaa DAS ISLAMISCHE GUTE BENEHMEN IM UMGANG MIT DEN MITMENSCHEN: AADAABU-L-MUAASCHARAH DIE MORALLEHRE IM ISLAM - Al-A.ULAAQ DIE MORALISCHEN PFLICHTEN Die Morallehre des Islam gründet sich auf den Qur’an und die Lebensart und -weise von Mohammad (s.a.s.). Sowohl die Gebote des Islam als auch seine moralischen Bestimmungen stammen aus den selben Quellen: Qur’an und Sunnah. Alle moralischen Bestimmungen finden wir im Qur’an. Mohammad (s.a.s.) ist derjenige, der als letzter Gesandter Allahs die moralischen Anforderungen des Qur’an am besten erfüllt hat. Er ist unser Vorbild in moralischen Angelegenheiten. Die Rolle Muhammads (s.a.s.) als Morallehrer wurde im Qur’an eindeutig ausgesagt und gelobt: "Und wahrlich, du bist auf dem edelsten Grad der Moral." (Al-Qalam / 68:4) "Wahrlich, es gibt für euch in der Person des Gesandten Allahs ein gutes Vorbild." (AI-Ahzaab 33:21) Mohammad (s.a.s.) hatte seine Vorbildlichkeit als Morallehrer bekannt gemacht: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wahrlich, ich bin gesandt worden, um die Schönheit der Moral zu vervollständigen." (Qudaaii, Musnad as-Schihaab,. II, 192-193) Nach dem Qur’an sind die früheren Gesandten (s.a.s.) auch unsere moralischen Vorbilder. Die im Qur’an erwähnten Ausschnitte über die Verhaltensart von zahlreichen Gesandten bleiben für uns Muslime bedeutungsvolle und ratsame Erinnerungen: "Wir erzählen dir die schönsten der Geschichten.." (Yusuf 12:3) Die Gefährten (=,Sahaabah) von Mohammad (s.a.s.) und insbesondere seine Familienangehörigen (=Ahlul-Bayt) sind auch unsere moralischen Vorbilder. Mohammad (s.a.s.) beschrieb einmal seine geschätzten Gefährten folgendermaßen: Von Dschaabir (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Meine Gefährten sind wie Sterne; welchem von ihnen ihr euch anpasst, ihr findet den richtigen Weg." (Ibn 'Abdil-Barr, Gaamiu Bayaani l-ilm, II, 104-112) Die Morallehre des Islam basiert auf der Offenbarung und bildet eine unveränderliche, endgültige Lebensform. Die Qur’an-Verse und Lehraussagen von Mohammad (s.a.s.), welche moralische Bestimmungen enthalten, besitzen für alle Zeiten und Orte weltweite Gültigkeit, ebenso wie die, die den Glauben (=Iman), den Gottesdienst (=lbaadah ) und die Handlungsordnung (=Muaamalaat) betreffen. Der Sinn bzw. die Seele der islamischen Sittlichkeit liegt darin, die Menschen als Allahs Diener zu betrachten. Im berühmten und oft erwähnten Dschibril-Hadit definierte Allahs Gesandter nacheinander die Grundsätze des Muslimseins, des Glaubens und der Sittlichkeit. Wir wollen uns an dieser Stelle an den betreffenden Abschnitt des Hadit erinnern: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: Ihsaan ist, dass du Allah, den Erhabenen, so anbetest, als ob du Ihn sähest. Auch wenn du Ihn nicht sehen kannst, so sieht Er doch dich." (Buhaarii, Iman: 37) Nach dieser Definition von Mohammad (s.a.s.) soll der Muslim seine Dienerschaftsaufgaben mit seiner ganzen Innerlichkeit und Herzlichkeit erfüllen. Die moralischen Aufgaben gegenüber Allah (s.t.) sollen immer mit einer Gebetsaufmerksamkeit bewahrt werden. Unsere Beziehungen gegenüber den Familienangehörigen und den Mitmenschen sollen so aufrichtig und aufmerksam wie möglich sein, damit Allah, der Erhabene, zufrieden ist. Wir Muslime sind damit beauftragt, Allah zuliebe alle Geschöpfe zu ehren und freundlich zu behandeln. Es ist möglich, unsere moralischen Aufgaben folgendermaßen einzuteilen: Ø Ø Allah, dem Erhabenen, gegenüber; Ø Ø Allahs Gesandtem (s.a.s.) gegenüber; Ø Ø sich selbst gegenüber; Ø Ø seinen Familienangehörigen gegenüber; Ø Ø den Muslimen und Mitmenschen gegenüber. Unsere moralischen Pflichten gegenüber Allah, dem Erhabenen Allah, der Erhabene, ist unser Schöpfer. Wir verdanken Ihm unser Dasein. Er hat uns erschaffen und uns Seinen geraden Weg gezeigt. Wir verdanken Ihm, dass wir denken, sprechen, uns freuen, lachen und weinen können. Wir danken Ihm, dass wir ein Herz haben, worin Liebe, Freude, Brüderlichkeit und Aufrichtigkeit wachsen. Wir Muslime befinden uns in tiefster Glückseligkeit, weil wir Ihn anflehen dürfen. Er ist immer bei uns und mit uns, auch, wo niemand da ist. Also, wir sind niemals allein und nirgendwo unbeschützt. Daher müssen wir Ihm gegenüber den höchsten Respekt zeigen. Ein Respekt, der nicht zu beschreiben ist. Es ist für uns Muslime eine Selbstverständlichkeit, Seine Gebote zu erfüllen und Seine Verbote zu beachten. Alles, was von Ihm kommt, heißen wir "Herzlich Willkommen!". Unsere moralischen Pflichten gegenüber Allahs Gesandtem Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) hat die letzten Offenbarungen von Allah den Menschen in vollkommener Weise gebracht. Dadurch hat er die ganze Menschheit aus der Finsternis der Unwissenheit und der Irrtümer zur Helligkeit der Wahrheit und des Glaubens geführt. Sein Leben, sowohl vor als auch während der Offenbarung, ist für uns alle ein unverzichtbares Beispiel. Wir sollen seinen gesegneten Namen mit höchstem Respekt erwähnen und danach "Salla-llaahu 'alayhi wa sallam" - (s.a.s.) "Allahs Segen und Heil' auf ihm" sagen. Es ist auch unsere Aufgabe, alles, was wir von ihm übernommen haben, zu verwirklichen. Seine Handlungen in der Familie und in der Gemeinde sind unbedingt nachzuahmen. Je mehr wir seine moralischen Handlungen nachahmen, desto ausgereiftere Gläubige sind wir. Seine Familienangehörigen (=Ahlul-Bayt) und seine Gefährten (=Ashab) sollen wir auch mit großem Respekt erwähnen und "Radiyallahu aanh" - (r.a.) "Allah möge mit ihm zufrieden sein" sagen. Entsprechend unserer Aufmerksamkeit Ihm gegenüber dürfen wir mit seiner großen Fürbitte (=Schafaah) beim Jüngsten Gericht rechnen. Den früheren Gesandten und Propheten gegenüber haben wir auch islamischen Respekt zu zeigen. Deshalb sagen wir: "'alayhis-Selaam" - (a.s.) "Friede sei mit ihm". Unsere moralischen Pflichten gegenüber uns selbst Die moralischen Pflichten des Gläubigen sich selbst gegenüber betreffen zweierlei: Ø Ø seinem Geist gegenüber; Ø Ø seinem Körper gegenüber. Im Islam sind sowohl Geist als auch Körper zu hegen und zu pflegen. Ohne Geist wäre der Körper eine Verbrauchsmaschine. Ohne Körper könnte der Geist weder auf die Welt kommen noch ein verantwortungsvolles Leben führen. Der Geist und der Körper bilden den Menschen. Daher sollen wir uns selbst geistig und körperlich gesund und fit halten. Die Gesundheit unseres Geistes hängt davon ab, dass wir keine schlechten Gewohnheiten pflegen. Schlechte Gewohnheiten eignet man sich in dubiosen Lokalen und bei charakterlich schwachen Menschen an. Daher sollen wir bei der Auswahl unserer Freunde aufpassen. Nach einem Hadis werden wir beim Jüngsten Gericht danach befragt, ob wir auf unsere Gesundheit geachtet haben. Unsere moralischen Pflichten gegenüber unseren Familienangehörigen Die Familie ist die kleinste Gemeinschaft, in der der Mensch seine ersten und engsten Verwandten hat. In der Familie lernen wir zuerst alle Fähigkeiten, welche uns zum Menschen machen, also Sprechen, Denken, Lieben, Lächeln, Weinen usw. Alle Erfahrungen, welche wir in den ersten Jahren unseres Lebens in der Familie gemacht haben, begleiten uns bis zum Grab. In der Familie sollen die Jüngeren die Älteren ehren, während die Älteren die Jüngeren schätzen sollen. Die gegenseitige Liebe und Aufmerksamkeit schaffen in der Familie Ordnung und Harmonie. Insbesondere haben Ehemann und Ehefrau einander mit Aufrichtigkeit und Herzlichkeit zu behandeln. Folgende Lehraussagen von Mohammad (s.a.s.) geben einen Maßstab dazu. Von Abu Hurayyah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Der Vollkommenste der Gläubigen im Hinblick auf den Glauben ist der Schönste von ihnen im Hinblick auf die Ethik. Der Beste von euch ist derjenige, der sich seiner Gattin gegenüber ethisch am besten benimmt." (Tirmiidii, Rada': 11) Von Ummu Salamah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Jede Gattin, welche die Zufriedenheit ihres Ehemannes verdient und stirbt, wird ins Paradies eintreten." (Tirmiidii, Radaa :l0) Bezüglich der Aufgaben der Kinder gegenüber ihren Eltern lehrt der Qur’an folgendes: "Und dein Erhalter hat geboten, dass ihr einzig Ihn anbetet und die Eltern gütig behandelt." (Al- Israa 17.23) Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) lehrt uns: Von Anas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter." (Qudaai, Musnadu s-Schihaab, 102) Die Eltern haben ihre Kinder als Gnade Allahs zu betrachten und dementsprechend mit Herzlichkeit und Liebe zu betreuen. Die Eltern sollen mit ihren guten Taten Vorbild sein und den Kindern in schwierigen Situationen mit schönen Worten raten und zur Seite stehen. Wir wollen folgende Qur’an-Verse im Gedächtnis behalten: "Mein Sohn! Wahrlich eine Tat, die du tust, auch wenn sie im Gewicht eines Körnchens aus Senf ist, auch wenn sie im Felsen oder im Himmel sowie in der Erde (versteckt) ist, wird Allah hervorbringen. Wahrlich, Allah ist absolut gut und allwissend. Mein Sohn! Verrichte das Gebet, fordere die Wohltat und verbiete das Unrechte und sei geduldig in dem, was dir widerfährt! Wahrlich, dies ist das notwendige Benehmen." (Luqman 31:16,17) Nach den Lehraussagen Muhammads (s.a.s.) sollen sich die Eltern für die Kinder Zeit nehmen und ihnen manche wichtige Prinzipien auf spielerische Art beibringen. Unsere moralischen Pflichten gegenüber den Muslimen und anderen Mitmenschen Jeder Muslim ist Bruder des anderen. Alle Menschen sind Geschwister und werden als Kinder Adams (a.s.) und Hawwa (r.a.) angesehen. Daher sind wir Muslime verpflichtet, alle Muslime als Brüder und Schwestern sowie alle Andersgläubigen als würdige Mitmenschen zu behandeln. Jedem Muslim ist bewusst, dass Leben, Hab und Gut, Ehre sowie Gewissensfreiheit aller Menschen wie seine eigenen geehrt und geschätzt werden müssen. Im Qur’an heißt es; "Es gibt keinen Zwang in der Religion! Wahrlich, die Wahrheit hat sich offenkundig vom Irrtum unterschieden!" (AI-Baqarah 2:256) Diese Glaubens- und Gewissensfreiheit gilt seit der Zeit von Mohammad (s.a.s.) und wurde beispielhaft gegenüber den Leuten der Heiligen Schriften (=Ahlul-Kitab) realisiert; sie wurden nirgendwo wegen ihres Glaubens unterdrückt da der Islam die Unterdrückung prinzipiell verboten hat. Wir Muslime dürfen weder einen anderen unterdrücken, noch lassen wir uns unterdrücken. Gerechtigkeit ist eine der Grundprinzipien des Islam. Allah befiehlt die Gerechtigkeit und das gute Handeln gegenüber allen Menschen. Die Lebensrechte aller Menschen wurden im Qur’an zu aller erst in Schutz genommen. Gemäß dem Qur’an ist es ungerecht, einen Menschen zu töten; es ist genau so schrecklich, als hätte man alle Menschen getötet. Und umgekehrt, einem Menschen das Leben zu retten, ist so bedeutungsvoll, als hätte man das Leben aller Menschen gerettet. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) gab uns allen den Maßstab des wahren Muslimseins: Von Anas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Keiner von Euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht." (Buhaarii, Iman: 7) Nach diesem Hadis sollen wir jeden anderen genauso freundlich und gerecht behandeln, wie wir uns selbst wünschen, behandelt zu werden. DIE MORALISCHEN WERTE (DIE TUGENDEN) Die vorbildhaften islamischen Haltungen sind die Handlungen, die sowohl im Qur’an als auch im Hadis gelobt werden. Alle moralischen, sittlichen Handlungen von Mohammad (s.a.s.) gehören in diese Kategorie und sind von uns Muslimen nachzuahmen. Die Mutter der Gläubigen, die geschätzte Gemahlin des Propheten, Ayscha (r.a.), wurde einmal nach moralischen Haltungen von Mohammad (s.a.s.) gefragt, und sie antwortete darauf- "Lesen Sie nicht den Heiligen Qur’an? Seine Handlungen sind dem Qur’an entsprechend." Wir wollen jetzt einige im Qur’an und Hadis gelobte Verhaltensweisen kurz erläutern. Ehrfurcht vor Allah -Taqwaa Taqwaa bedeutet, sich vor Allah (s.t.) ehrfürchtig zu verhalten, sich von verbotenen Dingen zu entfernen und verbotene Handlungen zu unterlassen, den Geboten Allahs absolut und aufrichtig zu gehorchen. Wer den Taqwaa pflegt, ist vertrauenswürdig und bringt niemandem Schaden. Im Islam sind alle Menschen gleichwertig. Seelisch-geistiger Vorrang hängt mit der Frömmigkeit zusammen. Der Qur’an-Vers hierzu lautet: "Wahrlich, euer Edelster vor Allah ist euer Frömmster." (Al Hudschuraat 49:13) Das Gegenteil von Taqwaa ist Fisq, das Abirren, das unmoralische Leben, welches im Islam streng verboten ist. Großzügigerweise etwas schenken-Ibsaan Ihsaan ist eine noch höhere Stufe der Moral als Adalah (=Gerechtigkeit). Allah, der Erhabene, sagte an zwei Stellen des Qur’an: "Und Allah liebt die Wohltuenden" (Al- Maaidah 5:93) "Und suche mit dem, was dir Allah gegeben hat, die künftige Jenseitswohnung; und vergiss nicht deinen Anteil in dieser Welt und tue Wohltat, so wie Allah dir wohl tut." (Al- Qasas128:77) Folgende Anekdote von Hussein (r.a.), dem Enkelsohn des Gesandten Allahs, ist für diese Tugend ein schönes Beispiel: Kurzlegende: UUSAYN (r.a.) UND DER SKLAVE Eines Tages saßen Hussein (r.a.) und seine Familie um den Esstisch. Während ihr Sklave die heiße Suppe servierte, verschüttete er etwas davon unabsichtlich auf das kleine Kind. Als das Kind laut jammerte, schaute Hussein (r.a.) den Sklaven ernst an. Inzwischen begann der Sklave eine Ayat zu rezitieren: wal-kaziminI-gayz - (und diejenigen, die den Zorn besiegen). Uusayn (r.a.) sagte: "Ich besiegte meinen Zorn. " Der Sklave rezitierte weiter: waI-afina anin-naas (und diejenigen, die den Menschen verzeihen). Hussein (r.a.) sagte: "Ich verzeihe dir. " Der Sklave rezitierte den letzten Teil der Ayat: wallahu yuhibbul-muhsinin - (Allah liebt diejenigen, die huldvoll gewähren). Da sagte Hussein (r.a.): "Ich lasse dich frei. Geradheit -Istiqaamah IstIqaamah bedeutet wörtlich "in der richtigen Richtung sein." Als sittlicher Begriff bedeutet es, in jeder Angelegenheit nach der Geradheit zu handeln und Gerechtigkeit, Wohltätigkeit und Aufrichtigkeit nicht aus den Augen zu verlieren, das Leben im Rahmen der islamischen Rechtsbestimmungen und der Vernunft zu führen. Allah, der Erhabene, sagte uns allen über Mohammad (s.a.s.): "Sei auf dem rechten Weg, wie du dazu aufgefordert bist!" (Huud 11:112) Diejenigen Muslime, die sich bemühen, die Gebote des Islam zu erfüllen und die Verbote zu unterlassen, haben diese Tugend. Sie sind für die Gesellschaft ein wertvolles Mitglied. Das Gegenteil von Istiqaamah ist Verrat und Treuebruch (=Hiyanah), die im Islam eindeutig verboten sind. Hiyanah bedeutet, die Aufrichtigkeit zu verlassen, die Vertrauten zu verraten und das Interesse der Mitmenschen grundlos zu zerstören. Schamgefühl - Hayaa' Wir Muslime schämen uns, wenn uns etwas, das mit der islamischen Sittlichkeit nicht vereinbar ist, passiert. Dieses Schamgefühl fühlt man in der Tiefe des Herzens, wobei das Gesicht rot wird. Allahs Gesandter (s.a.s.) legte auf Hayaa' großen Wert und sagte: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Das Schamgefühl ist ein Teil des Glaubens." (Muslim, Iman 57) Von Anas b. Maalik (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wer sich vor den Menschen nicht schämt, schämt sich auch nicht vor Allah." (Suyuutii Dschaami'u s-Sadschir, I-II, 546) Das Gegenteil von Scham ist die Schamlosigkeit, die den Menschen im tiefsten Grad der Unwissenheit lässt. Sich anstrengen - Sa'y Sa'y bedeutet arbeiten, sich anstrengen, sich bemühen. Arbeiten um das gewünschte legale Ergebnis, das Ziel zu erreichen, wurde im Islam gelobt. Der Qur’an-Vers lautet: "Der Mensch darf nur das, was er verdient, bekommen." (Al-Nadschm 53.-39) Mohammad (s.a.s.) sagte: Von 'Ali b. Abii Taalib (k.w.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wem seine zwei Tage gleich blieben, der ist in Verlust." (Daylamii, Al-Firdaws, III, 611) Das Gegenteil von Arbeiten und sich im Guten anstrengen ist die Faulheit bzw. Trägheit, die im Islam eindeutig abgelehnt wird. Allahs Gesandter sagte einmal: Von Zayd b. Arqam (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "0h mein Allah, ich flüchte mich zu Dir vor Unfähigkeit, Faulheit, Feigheit, Geiz, Altersschwäche und vor Strafe im Grab." (Muslim, Duaa: 73) Dankbarkeit - Schukr Schukr bedeutet Dank und Dankbarkeit. Wir Muslime sind Allah, dem Erhabenen, am tiefsten und aufrichtigsten dankbar. Denn Er schenkt uns jeden Augenblick Seine Gnade. Wir sind auch beauftragt, unseren Dank gegenüber allen jenen, die uns unterstützen, auszudrücken. Allah, der Erhabene, sagte im Qur’an. "Wenn ihr euch dankbar verhaltet, wahrlich, dann vermehre ich euren Anteil." (Ibraahiim 14:7) Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wer den Menschen nicht dankt, dankt auch Allah, dem Erhabenen, nicht." (Abu Daawuud, Adab: 11) Das Gegenteil von Dank ist Undankbarkeit (=Kufraan an-Ni'mah), die zuerst vom Teufel begangen wurde und im Islam eindeutig abgelehnt wird. Geduld - Sabr Sabr bedeutet, die schweren Ereignisse des Lebens, seine unerwünschten und unvermeidlichen Überraschungen zu ertragen. Solange wir am Leben sind, werden wir uns wohl oder übel mit solchen Situationen konfrontiert sehen. Auf jeden Fall ist es unsere Aufgabe, geduldig auszuharren. Der Qur’an sagt: "Wahrlich, Allah ist mit den Geduldigen." (Al- Baqarah 2:153) Das Gegenteil von Geduld ist die Ungeduld, die aus der Schwäche der Seele kommt. Weiter ist es ungerecht, sich bei unmoralischen Handlungen zu gedulden, d.h., dass jeder Muslim verpflichtet ist, eine ungerechte oder unmoralische Tat zu verhindern; ist das ihm nicht möglich, so möge er im Herzen dieses Geschehen verurteilen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal: Von Abu Bakr (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wer von euch etwas Verabscheuendes sieht, der soll es mit seiner Hand verbessern; wenn er es nicht kann, dann mit seiner Zunge; wenn er es nicht kann, dann mit seinem Herzen, dieses ist die schwächste Stufe des Glaubens." (Muslim, Iman: 78) Beratung - Muschaawarah Mugaawarah bedeutet, dass man sich, bevor man eine Entscheidung trifft, von einer geeigneten Person beraten lässt. Beraten ist die Sunnah von Mohammad (s.a.s.). Durch die Beratung lassen wir uns aufklären, und wir erfahren, was wir alleine an Wissen nicht gefunden hätten, so dass wir umsichtiger und klüger handeln können. Diejenigen, die sich in entscheidenden Situationen nicht beraten lassen, werden meistens einen Misserfolg und eine Enttäuschung erleiden. Der Qur’an Karim sagt: "Berate dich mit ihnen über die Angelegenheiten." (Ali 'Imran 3:159) Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Der Berater soll unbedingt zuverlässig sein." (Tirmiidii, Zuhd: 2370) Einander helfen- Muaawanah Die Menschen brauchen gegenseitige Hilfe. Im wahrsten Sinne des Wortes ist diese gegenseitige Hilfe in der menschlichen Gesellschaft sehr wichtig. Man soll nicht vergessen, dass diese Hilfe (=Muawanah) nur für die erlaubten Dinge geleistet werden soll. Bei den vom Islam verbotenen Dingen dürfen wir grundsätzlich nicht helfen. Im Heiligen Qur’an lautet es so: "Und unterstützt einander bei der Wohltätigkeit und bei der Frömmigkeit. Und unterstützt einander nicht in Sünde und Feindseligkeit." (AI-Maaiidah 5.2) Daher sollen wir Muslime unseren Verwandten, Bekannten, gläubigen Brüdern und Schwestern sowie allen Mitmenschen geistig und materiell helfen und barmherzig handeln. Wie Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) gesagt hat: Von Abu 'Ubaydah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte "Erbarme dich derjenigen, die auf der Erde sind, so erbarmen sich diejenigen deiner, die im Himmel sind." (Qudaa'ii, Musnadu s, Schihaab, I, 375) Seine Zunge vor schlechten Worten bewahren Hifsu l-Lisaan Im Islam ist es sehr empfehlenswert, auf überflüssige Worte zu verzichten. Muslime, die in ihrer Rethorik gut ausgebildet sind, verwenden ihre Sprache sehr maßvoll und wohlüberlegt. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:' "Wer an Allah und an den Tag des Jüngsten Gerichtes glaubt, soll Gutes sprechen oder schweigen." (Muslim, Iman: 74) Ein arabisches Sprichwort lautet: "Die Wunden des Schwertes sind zu heilen, jedoch die Wunden der Zunge sind unheilbar." Wir sollen genau überlegen, bevor wir ein Versprechen geben, ob wir diese Zusage auch einhalten können. Der Heilige Qur’an sagt dazu: "0h ihr Gläubigen! Warum sagt ihr, was ihr nicht tut?" (AI-Saff 61.2) Andererseits dürfen wir gegenüber den Mitmenschen nur das mitteilen, was wir mit Bestimmtheit erfahren haben. Der Qur’an sagt: "Und behaupte nicht das, wovon du kein Wissen hast. Denn das Ohr, das Auge und das Herz, all diese sind dafür verantwortlich." (Al-Israa 17:36) Gerechtigkeit - 'Adaalah Wir Muslime sind beauftragt, die Gerechtigkeit zu verbreiten. Gerechtigkeit bedeutet, jedem das zu geben, was er verdient. Eine Weltordnung kann man nur durch Gerechtigkeit bilden und beschützen. Allah (s.t.) sagte im Qur’an: "Seid gerecht, das ist der Frömmigkeit näher.." (Al-Maaidah 5:8) "Wahrlich, Allah befiehlt die Gerechtigkeit, die Wohltat und die Unterstützung der Verwandten. Und Er untersagt das Schandbare, das Unrechte und die Gewalttat. Er ermahnt euch, dass ihr das im Herzen behaltet." (Al- Nab1 16:90) Das Gegenteil der Gerechtigkeit ist Zulm (=die Unterdrückung). Eine ungerechte Handlung darf man' weder einem Muslim noch einem Andersgläubigen noch einem Ungläubigen noch einem Tier gegenüber ausüben. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Ibn 'Abbas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Hüte dich vor der Bitte der Unterdrückten. Denn es gibt kein Hindernis zwischen ihr und Allah, dem Allmächtigen." (Buhaarii, Mazalim: 9) Bescheidenheit - Tawaadu Tawaadu' bedeutet, sich selbst nicht den Vorrang zu geben, sondern jemand anderem, obwohl man selbst eine Vorrangstellung hat, z.B. beruflich oder wissenschaftlich, oder man selbst tugendhafter ist als der andere. Bescheidenheit gehört zu den Feinheiten der islamischen Sittlichkeit. Wir wollen aber beachten, dass unsere Bescheidenheit nicht von anderen ausgenutzt wird. Der Gegensatz zu Tawaadu' ist Takabbur (=die Arroganz), der eine Unehrwünsche Angewohnheit ist. Der Qur’an sagt hierzu: .'Und marschiere nicht auf der Erde arrogant herum, denn du kannst weder die Erde durchlöchern, noch die Gebirge an Höhe erreichen!" (Al-Israa 17:37) Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Talhah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wer sparsam ist, den macht Allah reich; wer verschwendet, den macht Allah arm; wer sich bescheiden verhält, den erhöht Allah; wer sich arrogant gebärdet, den erniedrigt Allah." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagiir, I-II, 517) Genügsamkeit - Qanaa’ah Qana’ah heißt, mit seinem Anteil, der einem von Allah geschenkt wurde, zufrieden zu sein und beispielsweise beim Essen, Trinken oder bei anderen Angelegenheiten die Mäßigung zu bewahren. Wir sollen die Genügsamkeit richtig verstehen. Genügsamkeit ist niemals, sich mit den geringsten Mengen zu begnügen und ein Leben in Faulheit zu führen. Doch ist es Qana’ah, sich von dem Begehren fernzuhalten, den Wohlstand anderen Menschen nicht zu neiden und in einer geistigen Genügsamkeit zu leben. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Anas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Die Genügsamkeit ist ein Schatz, der niemals ausgeht." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagiir, I-II, 385) Im Gegensatz zur Genügsamkeit steht die Ungenügsamkeit, die eine seelisch-geistige Krankheit ist und im Alltagsleben schwere Auseinandersetzungen und Konflikte verursacht. Vertrauen auf Allah - Tawakkul Tawakkul, das absolute Vertrauen auf die Gnade Allahs, bedeutet die Folgen dann von Allah abzuwarten, nachdem man alle Maßnahmen rechtzeitig ergriffen hat, und in den Fällen, wo etwas Unerwünschtes eintrifft, keine Enttäuschung aufkommen zu lassen. Wir Muslime sind überzeugt, dass jedes Geschehen mit der Erlaubnis Allahs zustande kommt, und wenn Allah, der Erhabene, etwas schaffen will, darf niemand es verhindern oder verändern. Unsere Aufgabe liegt darin, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen und das von Allah gewünschte Ergebnis abzuwarten. Allah, der Erhabene, sagte im Qur’an: "Und wenn du dich einmal entschlossen hast, dann vertraue auf Allah. Wahrlich, Allah liebt die, die auf Ihn vertrauen." (Ali 'Imran 3:159) Bedächtigkeit - Taanni Ta'anni bedeutet, sich bei wichtigen Angelegenheiten nicht zu beeilen, sondern sich Zeit zu lassen und mit Überlegung eine Entscheidung zu treffen und zu handeln. Die Angelegenheiten, deren Erfüllungszeiten bereits gekommen sind, sollen gleich erledigt werden; jene, die noch Zeit haben, sollen mit Taanni (=Bedächtigkeit) durchgeführt werden. Das Gegenteil von Ta'ani-ti ist ‘Adschalah (=Eile). ‘Adschalah bedeutet in diesem Sinne, sich anzustrengen, um erwünschte Dinge früher als zur richtigen Zeit zu erhalten. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) machte uns aufmerksam: Von Anas (r.a. ); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Die Bedächtigkeit ist von Allah gegeben, die Eile vom Teufel." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagii-, 1-II, 203) Verbindung mit Verwandten - $ilah ar-Rahim Wir Muslime haben mit unseren Verwandten in Verbindung zu bleiben, ihnen unseren Möglichkeiten entsprechend zu helfen. Ihre gewissen menschlichen Fehler zu verzeihen, gehört ebenso dazu. Wir sollen uns Zeit nehmen, um sie persönlich zu besuchen, Briefe zu wechseln oder zu telefonieren. An unseren Festtagen ein angemessenes Geschenk zu geben, pflegt gegenseitige Freude und Verbundenheit. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Ibn Masuud (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Die Verbundenheit mit den Verwandten verlängert das Leben." ('Qudaai, Musnadu s-Schihaab, I, 93) Keuschheit - 'Iffah 'Iffah bedeutet die Fähigkeit, sich selbst von tierischen Neigungen fernzuhalten. Die Reinheit der Seele hängt mit Ehrenhaftigkeit zusammen. Diejenigen, die diese Tugendhaftigkeit nicht bewahren wollen, sind für sich selbst und für die Gesellschaft vergiftete Menschen. Jeder Muslim muss sich vor solchen Menschen schützen. Das Gegenteil von Tugendhaftigkeit ist beispielsweise der Ehebruch, welcher im Qur’an und Hadis eindeutig und am strengsten verboten wurde. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von lbn Abbas (r.a.,); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "0 Allah, ich bitte Dich um Keuschheit in meinen weltlichen, religiösen, familiären und materiellen Lebensbelangen." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagir. I-II, 92) Mitleid - Marhamah Dies bedeutet, Liebe und Güte zu zeigen, zu beschützen. Jeder Muslim ist dazu verpflichtet, Arme und Hilflose geistig und finanziell zu unterstützen. Marhamah gehört zu den Eigenschaften der reinen Seelen. Nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch allen anderen Geschöpfen gegenüber müssen wir barmherzig und mitleidvoll handeln. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Abu 'Ubaydah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.)'sagte: "Erbarme dich derjenigen, die auf der Erde sind, so erbarmen sich diejenigen deiner, die im Himmel sind." (Qudaaii, Musnadu s Schihaab, 375) Versprechen, Sein Wort halten - Wa'd - 'Ahd Das Versprechen verpflichtet uns Muslime, die versprochenen Dinge zu leisten bzw. einzuhalten. Man muss genau überlegen, bevor man etwas verspricht. Wir Muslime dürfen nicht etwas versprechen, ohne dabei "Inschaallah (=wenn Allah will) zu sagen. In einem Hadis sagte Mohammad (s.a.s.): Von Ibn 'Abbas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Streite nicht mit deinem Bruder und scherze mit ihm nicht übermäßig, und versprich ihm nicht das, was du nicht erfüllst." (Tirmiidii, Birr: 58) Daher ist für uns sowohl eine islamische als auch eine menschliche Aufgabe, Wort zu halten. Bedecken der Fehler - Satru l-'Uyuub Es bedeutet, die Fehler anderer Menschen zu bedecken. Sattar (=der die Fehler Seiner Diener Bedeckende) ist einer der neunundneunzig schönsten Namen Allahs. Er lässt jedem Menschen Zeit, damit er seinen Fehler verbessern bzw. sich beim Schöpfer entschuldigen kann. Die Verdeckung der Fehler anderer Menschen ist eine von Allahs Gesandtem empfohlene, beispielhafte Haltung. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal: Von Anas b. Maalik (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Frohe Botschaft demjenigen, dessen Beschäftigung mit den eigenen Fehlern ihn daran hindert, die Fehler anderer Menschen zu sehen." (Daylamii, AI-Firdaws, II, 447) Daher sollen wir Muslime unsere eigenen Fehler suchen und verbessern. Es ist Giybah (=üble Nachrede), die Fehler anderer in deren Abwesenheit zu nennen. Aber wenn ein Fasiq (=Frevler) in der Öffentlichkeit schamlos Fehler begeht, darf man über diesen Menschen in dessen Abwesenheit sprechen, um die anderen Menschen darauf aufmerksam zu machen. Erleichterung - Yusr Im Islam hat die Erleichterung eine besondere Bedeutung. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Anas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Erleichtert, aber erschwert nicht. Gebt frohe Botschaft, aber lasst nicht hassen." (Buhaarii, 'Ilm: 11) Daher soll jeder Muslim die Herzen der Mitmenschen gewinnen und bei jeder Gelegenheit behilflich sein. Wenn wir durch unsere persönlichen Unaufmerksamkeiten das Hassgefühl der anderen gegen den Islam erwecken, sind wir dafür verantwortlich. Allahs Gesandter (s.a.s.) beschrieb einmal die Religion so: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Die Religion ist Erleichterung, und keiner wird sie in der Erleichterung übertreffen, doch die Religion wird ihn übertreffen." (Buhaarii, Iman: 29) Deswegen müssen wir immer beachten, dass der Islam für die ganze Menschheit, und zwar für alle Geschöpfe, Allahs Gnade ist. Unsere Aufgabe liegt darin, durch unsere geistige, innerliche Aufmerksamkeit und Vorbildlichkeit immer mehr Menschen an dieser Gnade teilhaben zu lassen. DIE SCHLECHTEN HALTUNGEN (DIE LASTER) Es gibt einige wenige schlechte Handlungen, die im Islam grundsätzlich verboten sind. Diese schlechten Handlungen verletzen die menschliche Würde und zerstören die Harmonie in der Familie und der Gesellschaft. Solche schlechten und verbotenen Handlungen schaden dem Glauben. Möge Allah (s.t.) uns alle vor solchen irreführenden Handlungen beschützen! Jetzt wollen wir die im Islam verbotenen unmoralischen Handlungen kurz zusammenfassen. Lügen - Kidb Lügen ist das Gegenteil der Wahrheit, die man kennt, zu behaupten und es auszusprechen. Lügen ist eine mit der menschlichen Würde unvereinbare Handlung. Das ist Betrug am Zuhörer. Es ist wirklich eine große Schande, den Angesprochenen an etwas glauben zu lassen, an das man selbst nicht glaubt. Wenn einer in der Familie lügt, verdirbt er damit das seelisch-geistige Vertrauen zu Hause. Dies gilt auch für die Arbeitswelt. Doch ist Lügen auch eine Haltung eine geistige Krankheit, vor der sich jeder Muslim schützen muss. Lügen bringt uns sowohl im Diesseits als auch im Jenseits einen unvorstellbaren geistig-seelischen und finanziellen Verlust. Lügen ist im Islam verboten. Im Qur’an heißt es: "Und vermeidet das Wort der Lüge!" (AI-Haddsch 22:30) (siehe:2.2.4.) Üble Nachrede - Ciybah Giybah ist, in der Abwesenheit von jemandem so zu sprechen, dass derjenige sich betroffen bzw. beleidigt fühlte, wenn er dies gehört hätte. Es ist gleich, ob diese Worte gegen seine Moral oder seine Persönlichkeit gerichtet sind. Der Qur’an hat eindeutig die Giybah verboten: "Und keiner von euch soll von einem anderen in seiner Abwesenheit schlecht reden. Mag einer von euch Fleisch seines verstorbenen Bruders essen? Ihr habt es verabscheut. Benehmt euch vor Allah ehrerbietig! Wahrlich, Allah ist allverzeihend und allerbarmend." (Al-Hudschuraat 49:12) Jede Art von Giybah verhindert die geistig-seelische Entwicklung des Gläubigen. Daher dürfen wir weder Giybah machen, noch dabei zuhören. Anschwärzen, Hetzen - Namiimah Im Islam ist es streng verboten, die Worte, die bei jemandem gehört werden, einem anderen zu erzählen, ohne dafür vom ersten beauftragt zu sein. Derart gehen die Worte von Mund zu Mund und ändern sich inhaltlich. Namimah bedeutet, solche unglücklichen Worte, die irgendwie in Abwesenheit eines Menschen gesprochen wurden, dem Betreffenden zu bringen und dadurch die Beziehung der beiden Personen zu stören. Namimah ist eine unverzeihliche und verbotene Handlung. Am besten sollen wir solche Menschen zum Schweigen bringen und an folgenden Hadis von Mohammad (s.a.s.) erinnern: Von Hudayfah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Anschwärzende werden nicht ins Paradies eintreten." (d.h. erst nachdem sie wegen ihrer Sünden bestraft worden sind, dürfen sie ins Paradies eintreten.) (Muslim, Iman: 168) Verleumdung - Iftiraa Iftira' bedeutet, jemandem einen Vorwurf zu machen, obwohl er daran keine Schuld trägt. Verleumdung wurde im Islam streng und eindeutig verboten. Einen Menschen, seine Ehre oder Persönlichkeit schamlos und nach teuflischer Art anzugreifen, darf man nicht tolerieren. Der Verleumder gilt im Islam als ein vergifteter Mensch, und zwar sowohl für sich selbst als auch für seine Umgebung. Die Verleumdung hinterlässt immer eine schmutzige und irreführende Spur, auch wenn der Betroffene mit klaren Beweisen die Vorwürfe zurückgewiesen hat. Gemäß folgender Ayat ist jeder Muslim verpflichtet, gegen unmoralische Vorwürfe oder Aussagen vorsichtig zu sein: "Und behaupte nicht das, wovon du kein Wissen hast. Denn das Ohr, das Auge und das Herz, all diese sind dafür verantwortlich." (Al-Israa 17.36) Neid - Hasad Der Neid ist eine Haltung, eine geistige Krankheit, die im Herzen mancher Menschen liegt und sehr viele unmoralische Handlungen verursacht. Neid bedeutet, einen anderen zu beneiden, welcher geistig, beruflich oder finanziell in einer besseren Lage als man selbst ist. Der Neider missgönnt nicht nur der besser gestellten Person ihren Wohlstand, sondern er wünscht sich auch, dass jene diesen verlieren möge. Neid kommt von der Faulheit und bedeutet eine Unzufriedenheit gegenüber der Gnade Allahs. Der Neider denkt: "Warum hast Du ihm mehr gegeben als mir?" Im Qur’an steht dazu: "Sag: Ich suche Zuflucht beim Herrn des Morgengrauens ... und vor dem Übel eines Neiders, wenn er neidet." (Al-Falaq 113:1,5) Von Anas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Der Neid isst die guten Taten auf." (Ibn Maadschah, Duhd: 22) Die böse Vermutung - Su'u ;-,Zann Es ist im Islam eine verbotene Handlung, über andere eine böse Vermutung zu haben. Von Menschen, die sich durch ihr Aussehen, durch andere Haut- oder Augenfarbe unterscheiden, nur wegen dieses Unterschiedes zu denken, dass sie Böses im Herzen hätten, ist eine üble Vermutung voller Vorurteile. Das, was wir in unseren Gedanken verborgen halten, weiß Allah, der Erhabene. Solange wir nicht beweisen können, dass jemand Schuld trägt, müssen wir nach islamischer Rechtsordnung akzeptieren, dass er unschuldig ist. Der Qur’an Karim hierzu lautet: "0 ihr Gläubigen! Vermeidet viele Vermutungen, denn manche Vermutungen sind sündhaft. Und spioniert nichts aus ..." (Al,Hudschuraat / 49:12) Kurzlegende: SCHÖNE VERMUTUNG An einem Frühlingstag saßen der Großvater und seine Enkelkinder im Wohnzimmer am Fenster und unterhielten sich. (;amil schaute auf den Spielplatz hinunter und schrie: "Beinahe hätte die Frau das Kind auf den Kopf geschlagen!" Der Großvater, der auch die Diskussion der Mutter mit dem Kind von weitem sah, sagte: "Woher weißt du, dass die Frau das Kind schlagen wollte? Vielleicht wollte sie ihrem Sohn die Haare streicheln, um ihn zu trösten. Und vergesst nicht, wir sind verpflichtet, von jedem das Beste zu vermuten." Verspotten - Istihzaa Istihza bedeutet, jemandem mit Worten oder durch sein Verhalten zu verspotten und ihn gegenüber anderen zu erniedrigen. Sowohl im Qur'an als auch im Hadis wurde das Verspotten streng verboten. Einen Menschen mit einem spöttischen, unhöflichen oder vulgären Beinamen zu benennen ist Haraam (=verboten). Bösartige Beinamen beleidigen die Betreffenden. Der Islam verbietet den Menschen, ungerecht zu schimpfen. Allah (s.t.) sagte im Qur’an "0h ihr Gläubigen! Keine Gruppe soll eine andere verspotten; es könnte jene würdiger sein als diese. Und keine Frauen sollen die anderen verspotten; es könnten jene würdiger sein als andere. Und verlacht euch nicht untereinander. Und benennt euch nicht gegenseitig mit bösartigen Beinamen..." (AI-Hudschuraat 49:11) Es ist im Islam verboten, Tiere unmoralisch und achtlos zu beschimpfen bzw. sie mit erniedrigenden Namen zu rufen. DAS ISLAMISCHE GUTE BENEHMEN IM UMGANG MIT DEN MITMENSCHEN: AADAABU-L-MUAASCHARAH Der Islam legt auf die richtigen Umgangsformen mit den Mitmenschen großen Wert. Gegenseitige Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Respekt, Freundschaft und Umgänglichkeit werden groß geschrieben. Wir wollen die wichtigen Punkte zusammenfassen: Ø Ø Wir haben gegenüber den Menschen stets ein lächelndes Gesicht, ein offenes und sauberes Herz und ein schönes Wort. Ø Ø Wir behandeln jeden einzelnen Menschen freundlich, und wir quälen niemanden. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal: Von Dschaabir (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Muslim ist jener, vor dessen Hand und Zunge (d.h. vor dessen Handlungen und Worten) andere Muslime verschont sind." (Muslim, Iman: 65) Ø Ø Wir geben zu Ärger keinen Anlass. Ein Muslim darf seine gläubigen Brüder nicht mehr als drei Tage aus irgend einem Ärger verlassen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: Von Abu Ayyuub al-Ansaarii (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Es ist einem Muslim nicht erlaubt, seinen Bruder mehr als drei Tage zu verlassen." (Muslim, Birr: 25) Ø Ø Wir verhelfen den sich untereinander ärgernden Muslimen zu einer besseren Beziehung. Allah sagte im Qur’an:... benehmt euch vor Allah ehrerbietig und versöhnt euch miteinander..." (Al- Anfaal 8:1) Ø Ø Wir untersuchen und beanstanden die Fehler der Menschen nicht sondern verdecken sie und helfen durch guten Rat. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal zu diesem Thema: Von Abdullaah b. 'Omar (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wer die Fehler eines Muslims zudeckt, dem wird Allah, der Erhabene, seinen Fehler am Tage der Auferstehung bedecken." (Buhaarii, Mazaalim: 3) Ø Ø Wir unterstützen die gläubigen Brüder während ihrer Abwesenheit bzw. wir verteidigen sie gegen unwahre Vorwürfe. Mohammad (s.a.s.) sagte: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Allah, der Erhabene, ist die Hilfe seines Dieners, solange dieser die Hilfe seines Bruders ist." (Muslim, Dikr: 38) Ø Ø Wir handeln den Älteren gegenüber respektvoll, den Jüngeren und Armen gegenüber liebevoll und barmherzig. Diese Regel muss in der Familie sorgfältig beachtet werden. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal: Von Anas b. Maalik (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Derjenige, der sich unserer Jüngeren nicht erbarmt und unsere Älteren nicht ehrt, ist nicht von uns." (Tirmiidii, Birr: 15) Ø Ø Wir verwenden untereinander den islamischen Gruß. Es ist Sunnah, Salaam zu geben, und Fard, den Gruß zu erwidern. Salaam ist unter den Muslimen der Ausdruck der gegenseitigem Brüderlichkeit und Freundlichkeit. Allahs Gesandter, unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.), empfiehlt uns die ständige Verwendung des Salaams: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Ihr tretet nicht eher ins Paradies ein, als bis ihr glaubt; ihr glaubt nicht, bis ihr euch gegenseitig liebt. Ich zeige euch etwas. Wenn ihr es regelmäßig erfüllt, werdet ihr einander lieben: Verbreitet Salaam (=den islamischen Gruß) unter euch." (Muslim, Iman: 93) Der islamische Gruß besteht aus zwei Sätzen: "Friede sei mit Euch!" - "Friede sei auch mit Euch!" Bei der Ausübung des Salaams sprechen den ersten Satz die Jüngeren den Älteren gegenüber, die zu Fuß Gehenden den Sitzenden gegenüber, die von hinten Kommenden den vorne Gehenden gegenüber. Es genügt, wenn in einer Gemeinde nur einer den Salaam erwidert. Demjenigen, der den Qur’an rezitiert, das Gebet erfüllt, die Freitags- oder Fest-Hutbah hört, soll der Salaam nicht gegeben werden. Sollte doch jemand einem Solchen den Salaam geben, so soll dieser nicht antworten. Ø Ø Wir machen beim Zusammenkommen Musafahah. Es ist eine sehr verbreitete Sunnah, bei der Begegnung einander die Hand zu geben und dabei "Allaahumma salli ‘alaa Sayyidinaa Muhammadin wa alaa aali' Sayyidinaa Muhammad" zu sagen, und beiderseits nach der Gesundheit zu fragen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal in Hinblick auf die Musaafahah: Von AI-Barra' (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wenn zwei Muslime einander begegnen und einander die Hand geben, wird ihnen verziehen (werden sie gesegnet), bevor sie auseinander gehen." (Ibn Maadschah, Adab: 15) Ø Ø Wenn jemand geniest hat, sagt er "Al-HamDulillaah". Der Muslim, der sich beim Niesenden befindet, sagt: "Yarhamu-kallaah", worauf der antwortet: "Yahdiinaa wa yahdiikumullaah". Außerdem soll man beim Niesen den Mund mit einem Taschentuch bedecken, um die Anwesenden nicht zu belästigen. Ø Ø Man soll seine Freunde besuchen. Wir Muslime besuchen zu geeigneten Zeiten unsere Verwandten, Bekannten und Freunde. Diese Besuche sind Symbol der Freude und Treue. Man soll bei einem Besuch etwas, was möglich und entsprechend ist, anbieten. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal: Von Anas b. Maalik (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wenn Besuch zu Euch kommt, bietet ihm (etwas) an." (Qudaaii, Musnadu s-Schihab, 445-446) Zu unseren wichtigen Aufgaben gehört" Kranke zu besuchen. Beim Besuch sprechen wir unsere Besserungswünsche aus und sprechen Duaa. Außerdem geben wir unsere Bereitschaft zur Hilfe kund. Man soll auch bei Kranken nicht zu lange sitzen bleiben. Eine Lehraussage Muhammads (s.a.s.) lautet folgendermaßen: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Folgende fünf Handlungen sind Pflichten eines Muslims gegenüber seinen Brüdern: Nach dem Salaam, den Salaam zu erwidern (d.h. "Wa alaykumus-Salaam" zu sagen); dem Niesenden " Yarhamukallah" zu sagen; zur Einladung zu kommen; die Kranken zu besuchen; die Toten bis zum Ende des Begräbnisses zu begleiten." (Muslim, Salaam: 4) Ø Ø Man soll eine Einladung annehmen. Sowohl eine Einladung zu geben als auch eine Einladung anzunehmen pflegt die gegenseitige Brüderlichkeit und Freundlichkeit. In einem Hadis sagte Allahs Gesandter (s.a.s.): Von Ibn 'Omar (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Wenn einer von euch seinen Bruder einlädt, so soll dieser zur Einladung kommen, zum Hochzeitsessen u.ä." (Muslim, Nikaah. 100) Ø Ø Man soll aufstehen, um die Älteren zu ehren. Wir Muslime dürfen aufstehen, um im Stehen die Brüder zu empfangen, wenn sie zu uns kommen. Insbesondere in Gebieten, wo es üblich ist, aufzustehen, soll man die Gäste, die Älteren und die Gelehrten im Stehen empfangen, sonst könnte es Missverständnisse geben. Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Abu Saiid al-Hudrii (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Steht für euren Vorstand auf " (Muslim, Dschihaad: 64) Es ist auch erlaubt, die Hände der Eltern und der großen islamischen Persönlichkeiten zu küssen. Aber es ist Makruuh, aus irgendeinem diesseitigen Interesse jemandes Hand zu küssen. Ø Ø Man soll die Rechte der Nachbarn beachten. Die Nachbarschaft hat im Islam eine besondere Bedeutung. Es ist Sunnah, den Nachbarn etwas Schönes zu schenken und anzubieten. Ein Muslim darf die Nachbarn in keiner Weise stören. Wenn wir gute Nachbarn haben wollen, müssen wir zuerst selbst gute Nachbarn sein. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal: Von Saiid b. Maaruf (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Sucht den Nachbarn vor dem Ankauf der Wohnung und sucht den Freund vor dem Reiseweg." (Qudaaii, Musnada s-Schihaab, 412) Folgender Hadis macht uns Muslime auf die Nachbarn aufmerksam: Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Derjenige, von dessen bösen Handlungen sein Nachbar nicht verschont ist, darf nicht ins Paradies eintreten." (Muslim, Iman: 73) Kurzlegende: DER WERT GUTER NACHBARSCHAFT Imam Hasan wohnte im Fatih-Gebiet in Istanbul und arbeitete seit zwei Jahrzehnten im "Schayhu1-Islam-Amt". Wegen der Hochzeit seiner beiden Töchter schuldete er einigen Geschäften einen Gesamtbetrag von 20 Goldlira. Nachdem er einige Male mit seiner Frau gesprochen hatte, beschloss er, seine Wohnung zu verkaufen. Mit diesem Geld wollte er sodann eine kleinere Wohnung kaufen und seine Schulden zurückbezahlen. Ein Amtskollege von Imam Hasan wollte die Wohnung kaufen und fragte nach dem Preis. Er' meinte: "120 Goldlira. " Der Kunde besichtigte die Wohnung und sagte danach: "120 Goldlira sind zuviel. Die Wohnung ist 100 Goldlira wert." Imam Hasan erwiderte: "Das ist richtig. Doch würden Sie nicht für die gute Nachbarschaft von 'Osman Aga 20 Goldlira mehr ausgeben?" Am nächsten Abend kam 'Osman Aga zu Imam Hasan zu Besuch und überreichte ihm 20 Goldlira und sagte: "Lieber Freund! Warum haben Sie uns die Angelegenheit nicht mitgeteilt? Bleiben sie bitte in ihrer Wohnung. Es ist nicht so einfach, einen würdigen Nachbarn wie Sie zu finden. Bezahlen Sie uns diese 20 Goldlira in zwei Jahren zurück. Textquelle:MEIN LEBEN FÜR DEN ISLAM 1 / RELIGIONSLEHRBUCH / Verfasser:Baki Bilgin IslamischeGlaubensgerneinschaft in Österreich/Wien 1995
DIE MORALLEHRE IM ISLAM - Al-A.ULAAQ
DIE MORALISCHEN PFLICHTEN
Unsere moralischen Pflichten gegenüber Allah, dem Erhabenen
Unsere moralischen Pflichten gegenüber Allahs Gesandtem
Unsere moralischen Pflichten gegenüber uns selbst
Unsere moralischen Pflichten gegenüber unseren Familienangehörigen
Unsere moralischen Pflichten gegenüber den Muslimen und anderen Mitmenschen
DIE MORALISCHEN WERTE (DIE TUGENDEN)
Ehrfurcht vor Allah -Taqwaa
Großzügigerweise etwas schenken-Ibsaan
Geradheit -Istiqaamah
Schamgefühl - Hayaa'
Sich anstrengen - Sa'y
Dankbarkeit - Schukr
Geduld - Sabr
Beratung - Muschaawarah
Einander helfen- Muaawanah
Seine Zunge vor schlechten Worten bewahren Hifsu l-Lisaan
Gerechtigkeit - 'Adaalah
Bescheidenheit - Tawaadu
Genügsamkeit - Qanaa’ah
Vertrauen auf Allah - Tawakkul
Bedächtigkeit - Taanni
Verbindung mit Verwandten - $ilah ar-Rahim
Keuschheit - 'Iffah
Mitleid - Marhamah
Versprechen, Sein Wort halten - Wa'd - 'Ahd
Bedecken der Fehler - Satru l-'Uyuub
Erleichterung - Yusr
DIE SCHLECHTEN HALTUNGEN (DIE LASTER)
Lügen - Kidb
Üble Nachrede - Ciybah
Verleumdung - Iftiraa
Neid - Hasad
Die böse Vermutung - Su'u ;-,Zann
Verspotten - Istihzaa
DAS ISLAMISCHE GUTE BENEHMEN IM UMGANG MIT DEN MITMENSCHEN: AADAABU-L-MUAASCHARAH
Die Morallehre des Islam gründet sich auf den Qur’an und die Lebensart und -weise von Mohammad (s.a.s.). Sowohl die Gebote des Islam als auch seine moralischen Bestimmungen stammen aus den selben Quellen: Qur’an und Sunnah. Alle moralischen Bestimmungen finden wir im Qur’an. Mohammad (s.a.s.) ist derjenige, der als letzter Gesandter Allahs die moralischen Anforderungen des Qur’an am besten erfüllt hat. Er ist unser Vorbild in moralischen Angelegenheiten. Die Rolle Muhammads (s.a.s.) als Morallehrer wurde im Qur’an eindeutig ausgesagt und gelobt:
"Und wahrlich, du bist auf dem edelsten Grad der Moral." (Al-Qalam / 68:4)
"Wahrlich, es gibt für euch in der Person des Gesandten Allahs ein gutes Vorbild." (AI-Ahzaab 33:21)
Mohammad (s.a.s.) hatte seine Vorbildlichkeit als Morallehrer bekannt gemacht:
Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wahrlich, ich bin gesandt worden, um die Schönheit der Moral zu vervollständigen." (Qudaaii, Musnad as-Schihaab,. II, 192-193)
Nach dem Qur’an sind die früheren Gesandten (s.a.s.) auch unsere moralischen Vorbilder. Die im Qur’an erwähnten Ausschnitte über die Verhaltensart von zahlreichen Gesandten bleiben für uns Muslime bedeutungsvolle und ratsame Erinnerungen:
"Wir erzählen dir die schönsten der Geschichten.." (Yusuf 12:3)
Die Gefährten (=,Sahaabah) von Mohammad (s.a.s.) und insbesondere seine Familienangehörigen (=Ahlul-Bayt) sind auch unsere moralischen Vorbilder. Mohammad (s.a.s.) beschrieb einmal seine geschätzten Gefährten folgendermaßen:
Von Dschaabir (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Meine Gefährten sind wie Sterne; welchem von ihnen ihr euch anpasst, ihr findet den richtigen Weg." (Ibn 'Abdil-Barr, Gaamiu Bayaani l-ilm, II, 104-112)
Die Morallehre des Islam basiert auf der Offenbarung und bildet eine unveränderliche, endgültige Lebensform. Die Qur’an-Verse und Lehraussagen von Mohammad (s.a.s.), welche moralische Bestimmungen enthalten, besitzen für alle Zeiten und Orte weltweite Gültigkeit, ebenso wie die, die den Glauben (=Iman), den Gottesdienst (=lbaadah ) und die Handlungsordnung (=Muaamalaat) betreffen. Der Sinn bzw. die Seele der islamischen Sittlichkeit liegt darin, die Menschen als Allahs Diener zu betrachten. Im berühmten und oft erwähnten Dschibril-Hadit definierte Allahs Gesandter nacheinander die Grundsätze des Muslimseins, des Glaubens und der Sittlichkeit. Wir wollen uns an dieser Stelle an den betreffenden Abschnitt des Hadit erinnern:
Ihsaan ist, dass du Allah, den Erhabenen, so anbetest, als ob du Ihn sähest. Auch wenn du Ihn nicht sehen kannst, so sieht Er doch dich." (Buhaarii, Iman: 37)
Nach dieser Definition von Mohammad (s.a.s.) soll der Muslim seine Dienerschaftsaufgaben mit seiner ganzen Innerlichkeit und Herzlichkeit erfüllen. Die moralischen Aufgaben gegenüber Allah (s.t.) sollen immer mit einer Gebetsaufmerksamkeit bewahrt werden. Unsere Beziehungen gegenüber den Familienangehörigen und den Mitmenschen sollen so aufrichtig und aufmerksam wie möglich sein, damit Allah, der Erhabene, zufrieden ist. Wir Muslime sind damit beauftragt, Allah zuliebe alle Geschöpfe zu ehren und freundlich zu behandeln.
Es ist möglich, unsere moralischen Aufgaben folgendermaßen einzuteilen:
Ø Ø Allah, dem Erhabenen, gegenüber;
Ø Ø Allahs Gesandtem (s.a.s.) gegenüber;
Ø Ø sich selbst gegenüber;
Ø Ø seinen Familienangehörigen gegenüber;
Ø Ø den Muslimen und Mitmenschen gegenüber.
Allah, der Erhabene, ist unser Schöpfer. Wir verdanken Ihm unser Dasein. Er hat uns erschaffen und uns Seinen geraden Weg gezeigt. Wir verdanken Ihm, dass wir denken, sprechen, uns freuen, lachen und weinen können. Wir danken Ihm, dass wir ein Herz haben, worin Liebe, Freude, Brüderlichkeit und Aufrichtigkeit wachsen. Wir Muslime befinden uns in tiefster Glückseligkeit, weil wir Ihn anflehen dürfen. Er ist immer bei uns und mit uns, auch, wo niemand da ist. Also, wir sind niemals allein und nirgendwo unbeschützt. Daher müssen wir Ihm gegenüber den höchsten Respekt zeigen. Ein Respekt, der nicht zu beschreiben ist. Es ist für uns Muslime eine Selbstverständlichkeit, Seine Gebote zu erfüllen und Seine Verbote zu beachten. Alles, was von Ihm kommt, heißen wir "Herzlich Willkommen!".
Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) hat die letzten Offenbarungen von Allah den Menschen in vollkommener Weise gebracht. Dadurch hat er die ganze Menschheit aus der Finsternis der Unwissenheit und der Irrtümer zur Helligkeit der Wahrheit und des Glaubens geführt. Sein Leben, sowohl vor als auch während der Offenbarung, ist für uns alle ein unverzichtbares Beispiel. Wir sollen seinen gesegneten Namen mit höchstem Respekt erwähnen und danach "Salla-llaahu 'alayhi wa sallam" - (s.a.s.) "Allahs Segen und Heil' auf ihm" sagen. Es ist auch unsere Aufgabe, alles, was wir von ihm übernommen haben, zu verwirklichen. Seine Handlungen in der Familie und in der Gemeinde sind unbedingt nachzuahmen. Je mehr wir seine moralischen Handlungen nachahmen, desto ausgereiftere Gläubige sind wir.
Seine Familienangehörigen (=Ahlul-Bayt) und seine Gefährten (=Ashab) sollen wir auch mit großem Respekt erwähnen und "Radiyallahu aanh" - (r.a.) "Allah möge mit ihm zufrieden sein" sagen.
Entsprechend unserer Aufmerksamkeit Ihm gegenüber dürfen wir mit seiner großen Fürbitte (=Schafaah) beim Jüngsten Gericht rechnen. Den früheren Gesandten und Propheten gegenüber haben wir auch islamischen Respekt zu zeigen. Deshalb sagen wir: "'alayhis-Selaam" - (a.s.) "Friede sei mit ihm".
Die moralischen Pflichten des Gläubigen sich selbst gegenüber betreffen zweierlei:
Ø Ø seinem Geist gegenüber;
Ø Ø seinem Körper gegenüber.
Im Islam sind sowohl Geist als auch Körper zu hegen und zu pflegen. Ohne Geist wäre der Körper eine Verbrauchsmaschine. Ohne Körper könnte der Geist weder auf die Welt kommen noch ein verantwortungsvolles Leben führen. Der Geist und der Körper bilden den Menschen. Daher sollen wir uns selbst geistig und körperlich gesund und fit halten. Die Gesundheit unseres Geistes hängt davon ab, dass wir keine schlechten Gewohnheiten pflegen. Schlechte Gewohnheiten eignet man sich in dubiosen Lokalen und bei charakterlich schwachen Menschen an. Daher sollen wir bei der Auswahl unserer Freunde aufpassen. Nach einem Hadis werden wir beim Jüngsten Gericht danach befragt, ob wir auf unsere Gesundheit geachtet haben.
Die Familie ist die kleinste Gemeinschaft, in der der Mensch seine ersten und engsten Verwandten hat. In der Familie lernen wir zuerst alle Fähigkeiten, welche uns zum Menschen machen, also Sprechen, Denken, Lieben, Lächeln, Weinen usw. Alle Erfahrungen, welche wir in den ersten Jahren unseres Lebens in der Familie gemacht haben, begleiten uns bis zum Grab. In der Familie sollen die Jüngeren die Älteren ehren, während die Älteren die Jüngeren schätzen sollen. Die gegenseitige Liebe und Aufmerksamkeit schaffen in der Familie Ordnung und Harmonie. Insbesondere haben Ehemann und Ehefrau einander mit Aufrichtigkeit und Herzlichkeit zu behandeln. Folgende Lehraussagen von Mohammad (s.a.s.) geben einen Maßstab dazu.
Von Abu Hurayyah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Der Vollkommenste der Gläubigen im Hinblick auf den Glauben ist der Schönste von ihnen im Hinblick auf die Ethik. Der Beste von euch ist derjenige, der sich seiner Gattin gegenüber ethisch am besten benimmt." (Tirmiidii, Rada': 11)
Von Ummu Salamah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Jede Gattin, welche die Zufriedenheit ihres Ehemannes verdient und stirbt, wird ins Paradies eintreten." (Tirmiidii, Radaa :l0)
Bezüglich der Aufgaben der Kinder gegenüber ihren Eltern lehrt der Qur’an folgendes:
"Und dein Erhalter hat geboten, dass ihr einzig Ihn anbetet und die Eltern gütig behandelt." (Al- Israa 17.23)
Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) lehrt uns:
Von Anas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter." (Qudaai, Musnadu s-Schihaab, 102)
Die Eltern haben ihre Kinder als Gnade Allahs zu betrachten und dementsprechend mit Herzlichkeit und Liebe zu betreuen. Die Eltern sollen mit ihren guten Taten Vorbild sein und den Kindern in schwierigen Situationen mit schönen Worten raten und zur Seite stehen. Wir wollen folgende Qur’an-Verse im Gedächtnis behalten:
"Mein Sohn! Wahrlich eine Tat, die du tust, auch wenn sie im Gewicht eines Körnchens aus Senf ist, auch wenn sie im Felsen oder im Himmel sowie in der Erde (versteckt) ist, wird Allah hervorbringen. Wahrlich, Allah ist absolut gut und allwissend. Mein Sohn! Verrichte das Gebet, fordere die Wohltat und verbiete das Unrechte und sei geduldig in dem, was dir widerfährt! Wahrlich, dies ist das notwendige Benehmen." (Luqman 31:16,17)
Nach den Lehraussagen Muhammads (s.a.s.) sollen sich die Eltern für die Kinder Zeit nehmen und ihnen manche wichtige Prinzipien auf spielerische Art beibringen.
Jeder Muslim ist Bruder des anderen. Alle Menschen sind Geschwister und werden als Kinder Adams (a.s.) und Hawwa (r.a.) angesehen. Daher sind wir Muslime verpflichtet, alle Muslime als Brüder und Schwestern sowie alle Andersgläubigen als würdige Mitmenschen zu behandeln.
Jedem Muslim ist bewusst, dass Leben, Hab und Gut, Ehre sowie Gewissensfreiheit aller Menschen wie seine eigenen geehrt und geschätzt werden müssen. Im Qur’an heißt es;
"Es gibt keinen Zwang in der Religion! Wahrlich, die Wahrheit hat sich offenkundig vom Irrtum unterschieden!" (AI-Baqarah 2:256)
Diese Glaubens- und Gewissensfreiheit gilt seit der Zeit von Mohammad (s.a.s.) und wurde beispielhaft gegenüber den Leuten der Heiligen Schriften (=Ahlul-Kitab) realisiert; sie wurden nirgendwo wegen ihres Glaubens unterdrückt da der Islam die Unterdrückung prinzipiell verboten hat. Wir Muslime dürfen weder einen anderen unterdrücken, noch lassen wir uns unterdrücken. Gerechtigkeit ist eine der Grundprinzipien des Islam. Allah befiehlt die Gerechtigkeit und das gute Handeln gegenüber allen Menschen. Die Lebensrechte aller Menschen wurden im Qur’an zu aller erst in Schutz genommen. Gemäß dem Qur’an ist es ungerecht, einen Menschen zu töten; es ist genau so schrecklich, als hätte man alle Menschen getötet. Und umgekehrt, einem Menschen das Leben zu retten, ist so bedeutungsvoll, als hätte man das Leben aller Menschen gerettet. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) gab uns allen den Maßstab des wahren Muslimseins:
"Keiner von Euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht." (Buhaarii, Iman: 7)
Nach diesem Hadis sollen wir jeden anderen genauso freundlich und gerecht behandeln, wie wir uns selbst wünschen, behandelt zu werden.
Die vorbildhaften islamischen Haltungen sind die Handlungen, die sowohl im Qur’an als auch im Hadis gelobt werden. Alle moralischen, sittlichen Handlungen von Mohammad (s.a.s.) gehören in diese Kategorie und sind von uns Muslimen nachzuahmen. Die Mutter der Gläubigen, die geschätzte Gemahlin des Propheten, Ayscha (r.a.), wurde einmal nach moralischen Haltungen von Mohammad (s.a.s.) gefragt, und sie antwortete darauf- "Lesen Sie nicht den Heiligen Qur’an? Seine Handlungen sind dem Qur’an entsprechend."
Wir wollen jetzt einige im Qur’an und Hadis gelobte Verhaltensweisen kurz erläutern.
Taqwaa bedeutet, sich vor Allah (s.t.) ehrfürchtig zu verhalten, sich von verbotenen Dingen zu entfernen und verbotene Handlungen zu unterlassen, den Geboten Allahs absolut und aufrichtig zu gehorchen. Wer den Taqwaa pflegt, ist vertrauenswürdig und bringt niemandem Schaden. Im Islam sind alle Menschen gleichwertig. Seelisch-geistiger Vorrang hängt mit der Frömmigkeit zusammen. Der Qur’an-Vers hierzu lautet:
"Wahrlich, euer Edelster vor Allah ist euer Frömmster." (Al Hudschuraat 49:13)
Das Gegenteil von Taqwaa ist Fisq, das Abirren, das unmoralische Leben, welches im Islam streng verboten ist.
Ihsaan ist eine noch höhere Stufe der Moral als Adalah (=Gerechtigkeit). Allah, der Erhabene, sagte an zwei Stellen des Qur’an:
"Und Allah liebt die Wohltuenden" (Al- Maaidah 5:93)
"Und suche mit dem, was dir Allah gegeben hat, die künftige Jenseitswohnung; und vergiss nicht deinen Anteil in dieser Welt und tue Wohltat, so wie Allah dir wohl tut." (Al- Qasas128:77)
Folgende Anekdote von Hussein (r.a.), dem Enkelsohn des Gesandten Allahs, ist für diese Tugend ein schönes Beispiel:
Kurzlegende: UUSAYN (r.a.) UND DER SKLAVE
Eines Tages saßen Hussein (r.a.) und seine Familie um den Esstisch. Während ihr Sklave die heiße Suppe servierte, verschüttete er etwas davon unabsichtlich auf das kleine Kind. Als das Kind laut jammerte, schaute Hussein (r.a.) den Sklaven ernst an. Inzwischen begann der Sklave eine Ayat zu rezitieren: wal-kaziminI-gayz - (und diejenigen, die den Zorn besiegen). Uusayn (r.a.) sagte: "Ich besiegte meinen Zorn. " Der Sklave rezitierte weiter: waI-afina anin-naas (und diejenigen, die den Menschen verzeihen). Hussein (r.a.) sagte: "Ich verzeihe dir. " Der Sklave rezitierte den letzten Teil der Ayat: wallahu yuhibbul-muhsinin - (Allah liebt diejenigen, die huldvoll gewähren). Da sagte Hussein (r.a.): "Ich lasse dich frei.
IstIqaamah bedeutet wörtlich "in der richtigen Richtung sein." Als sittlicher Begriff bedeutet es, in jeder Angelegenheit nach der Geradheit zu handeln und Gerechtigkeit, Wohltätigkeit und Aufrichtigkeit nicht aus den Augen zu verlieren, das Leben im Rahmen der islamischen Rechtsbestimmungen und der Vernunft zu führen. Allah, der Erhabene, sagte uns allen über Mohammad (s.a.s.):
"Sei auf dem rechten Weg, wie du dazu aufgefordert bist!" (Huud 11:112)
Diejenigen Muslime, die sich bemühen, die Gebote des Islam zu erfüllen und die Verbote zu unterlassen, haben diese Tugend. Sie sind für die Gesellschaft ein wertvolles Mitglied.
Das Gegenteil von Istiqaamah ist Verrat und Treuebruch (=Hiyanah), die im Islam eindeutig verboten sind. Hiyanah bedeutet, die Aufrichtigkeit zu verlassen, die Vertrauten zu verraten und das Interesse der Mitmenschen grundlos zu zerstören.
Wir Muslime schämen uns, wenn uns etwas, das mit der islamischen Sittlichkeit nicht vereinbar ist, passiert. Dieses Schamgefühl fühlt man in der Tiefe des Herzens, wobei das Gesicht rot wird. Allahs Gesandter (s.a.s.) legte auf Hayaa' großen Wert und sagte:
"Das Schamgefühl ist ein Teil des Glaubens." (Muslim, Iman 57)
Von Anas b. Maalik (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wer sich vor den Menschen nicht schämt, schämt sich auch nicht vor Allah." (Suyuutii Dschaami'u s-Sadschir, I-II, 546)
Das Gegenteil von Scham ist die Schamlosigkeit, die den Menschen im tiefsten Grad der Unwissenheit lässt.
Sa'y bedeutet arbeiten, sich anstrengen, sich bemühen. Arbeiten um das gewünschte legale Ergebnis, das Ziel zu erreichen, wurde im Islam gelobt. Der Qur’an-Vers lautet:
"Der Mensch darf nur das, was er verdient, bekommen." (Al-Nadschm 53.-39)
Mohammad (s.a.s.) sagte:
Von 'Ali b. Abii Taalib (k.w.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wem seine zwei Tage gleich blieben, der ist in Verlust." (Daylamii, Al-Firdaws, III, 611)
Das Gegenteil von Arbeiten und sich im Guten anstrengen ist die Faulheit bzw. Trägheit, die im Islam eindeutig abgelehnt wird. Allahs Gesandter sagte einmal:
Von Zayd b. Arqam (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"0h mein Allah, ich flüchte mich zu Dir vor Unfähigkeit, Faulheit, Feigheit, Geiz, Altersschwäche und vor Strafe im Grab." (Muslim, Duaa: 73)
Schukr bedeutet Dank und Dankbarkeit. Wir Muslime sind Allah, dem Erhabenen, am tiefsten und aufrichtigsten dankbar. Denn Er schenkt uns jeden Augenblick Seine Gnade. Wir sind auch beauftragt, unseren Dank gegenüber allen jenen, die uns unterstützen, auszudrücken. Allah, der Erhabene, sagte im Qur’an.
"Wenn ihr euch dankbar verhaltet, wahrlich, dann vermehre ich euren Anteil." (Ibraahiim 14:7)
Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
"Wer den Menschen nicht dankt, dankt auch Allah, dem Erhabenen, nicht." (Abu Daawuud, Adab: 11)
Das Gegenteil von Dank ist Undankbarkeit (=Kufraan an-Ni'mah), die zuerst vom Teufel begangen wurde und im Islam eindeutig abgelehnt wird.
Sabr bedeutet, die schweren Ereignisse des Lebens, seine unerwünschten und unvermeidlichen Überraschungen zu ertragen. Solange wir am Leben sind, werden wir uns wohl oder übel mit solchen Situationen konfrontiert sehen. Auf jeden Fall ist es unsere Aufgabe, geduldig auszuharren. Der Qur’an sagt:
"Wahrlich, Allah ist mit den Geduldigen." (Al- Baqarah 2:153)
Das Gegenteil von Geduld ist die Ungeduld, die aus der Schwäche der Seele kommt. Weiter ist es ungerecht, sich bei unmoralischen Handlungen zu gedulden, d.h., dass jeder Muslim verpflichtet ist, eine ungerechte oder unmoralische Tat zu verhindern; ist das ihm nicht möglich, so möge er im Herzen dieses Geschehen verurteilen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
Von Abu Bakr (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wer von euch etwas Verabscheuendes sieht, der soll es mit seiner Hand verbessern; wenn er es nicht kann, dann mit seiner Zunge; wenn er es nicht kann, dann mit seinem Herzen, dieses ist die schwächste Stufe des Glaubens." (Muslim, Iman: 78)
Mugaawarah bedeutet, dass man sich, bevor man eine Entscheidung trifft, von einer geeigneten Person beraten lässt. Beraten ist die Sunnah von Mohammad (s.a.s.). Durch die Beratung lassen wir uns aufklären, und wir erfahren, was wir alleine an Wissen nicht gefunden hätten, so dass wir umsichtiger und klüger handeln können.
Diejenigen, die sich in entscheidenden Situationen nicht beraten lassen, werden meistens einen Misserfolg und eine Enttäuschung erleiden. Der Qur’an Karim sagt:
"Berate dich mit ihnen über die Angelegenheiten." (Ali 'Imran 3:159)
"Der Berater soll unbedingt zuverlässig sein." (Tirmiidii, Zuhd: 2370)
Die Menschen brauchen gegenseitige Hilfe. Im wahrsten Sinne des Wortes ist diese gegenseitige Hilfe in der menschlichen Gesellschaft sehr wichtig. Man soll nicht vergessen, dass diese Hilfe (=Muawanah) nur für die erlaubten Dinge geleistet werden soll. Bei den vom Islam verbotenen Dingen dürfen wir grundsätzlich nicht helfen. Im Heiligen Qur’an lautet es so:
"Und unterstützt einander bei der Wohltätigkeit und bei der Frömmigkeit. Und unterstützt einander nicht in Sünde und Feindseligkeit." (AI-Maaiidah 5.2)
Daher sollen wir Muslime unseren Verwandten, Bekannten, gläubigen Brüdern und Schwestern sowie allen Mitmenschen geistig und materiell helfen und barmherzig handeln. Wie Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) gesagt hat:
Von Abu 'Ubaydah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte
"Erbarme dich derjenigen, die auf der Erde sind, so erbarmen sich diejenigen deiner, die im Himmel sind." (Qudaa'ii, Musnadu s, Schihaab, I, 375)
Im Islam ist es sehr empfehlenswert, auf überflüssige Worte zu verzichten. Muslime, die in ihrer Rethorik gut ausgebildet sind, verwenden ihre Sprache sehr maßvoll und wohlüberlegt. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte:
Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:'
"Wer an Allah und an den Tag des Jüngsten Gerichtes glaubt, soll Gutes sprechen oder schweigen." (Muslim, Iman: 74)
Ein arabisches Sprichwort lautet: "Die Wunden des Schwertes sind zu heilen, jedoch die Wunden der Zunge sind unheilbar."
Wir sollen genau überlegen, bevor wir ein Versprechen geben, ob wir diese Zusage auch einhalten können. Der Heilige Qur’an sagt dazu:
"0h ihr Gläubigen! Warum sagt ihr, was ihr nicht tut?" (AI-Saff 61.2)
Andererseits dürfen wir gegenüber den Mitmenschen nur das mitteilen, was wir mit Bestimmtheit erfahren haben. Der Qur’an sagt:
"Und behaupte nicht das, wovon du kein Wissen hast. Denn das Ohr, das Auge und das Herz, all diese sind dafür verantwortlich." (Al-Israa 17:36)
Wir Muslime sind beauftragt, die Gerechtigkeit zu verbreiten. Gerechtigkeit bedeutet, jedem das zu geben, was er verdient. Eine Weltordnung kann man nur durch Gerechtigkeit bilden und beschützen. Allah (s.t.) sagte im Qur’an:
"Seid gerecht, das ist der Frömmigkeit näher.." (Al-Maaidah 5:8)
"Wahrlich, Allah befiehlt die Gerechtigkeit, die Wohltat und die Unterstützung der Verwandten. Und Er untersagt das Schandbare, das Unrechte und die Gewalttat. Er ermahnt euch, dass ihr das im Herzen behaltet." (Al- Nab1 16:90)
Das Gegenteil der Gerechtigkeit ist Zulm (=die Unterdrückung). Eine ungerechte Handlung darf man' weder einem Muslim noch einem Andersgläubigen noch einem Ungläubigen noch einem Tier gegenüber ausüben. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Ibn 'Abbas (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Hüte dich vor der Bitte der Unterdrückten. Denn es gibt kein Hindernis zwischen ihr und Allah, dem Allmächtigen." (Buhaarii, Mazalim: 9)
Tawaadu' bedeutet, sich selbst nicht den Vorrang zu geben, sondern jemand anderem, obwohl man selbst eine Vorrangstellung hat, z.B. beruflich oder wissenschaftlich, oder man selbst tugendhafter ist als der andere. Bescheidenheit gehört zu den Feinheiten der islamischen Sittlichkeit. Wir wollen aber beachten, dass unsere Bescheidenheit nicht von anderen ausgenutzt wird.
Der Gegensatz zu Tawaadu' ist Takabbur (=die Arroganz), der eine Unehrwünsche Angewohnheit ist. Der Qur’an sagt hierzu:
.'Und marschiere nicht auf der Erde arrogant herum, denn du kannst weder die Erde durchlöchern, noch die Gebirge an Höhe erreichen!" (Al-Israa 17:37)
Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Talhah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wer sparsam ist, den macht Allah reich; wer verschwendet, den macht Allah arm; wer sich bescheiden verhält, den erhöht Allah; wer sich arrogant gebärdet, den erniedrigt Allah." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagiir, I-II, 517)
Qana’ah heißt, mit seinem Anteil, der einem von Allah geschenkt wurde, zufrieden zu sein und beispielsweise beim Essen, Trinken oder bei anderen Angelegenheiten die Mäßigung zu bewahren. Wir sollen die Genügsamkeit richtig verstehen. Genügsamkeit ist niemals, sich mit den geringsten Mengen zu begnügen und ein Leben in Faulheit zu führen. Doch ist es Qana’ah, sich von dem Begehren fernzuhalten, den Wohlstand anderen Menschen nicht zu neiden und in einer geistigen Genügsamkeit zu leben. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
"Die Genügsamkeit ist ein Schatz, der niemals ausgeht." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagiir, I-II, 385)
Im Gegensatz zur Genügsamkeit steht die Ungenügsamkeit, die eine seelisch-geistige Krankheit ist und im Alltagsleben schwere Auseinandersetzungen und Konflikte verursacht.
Tawakkul, das absolute Vertrauen auf die Gnade Allahs, bedeutet die Folgen dann von Allah abzuwarten, nachdem man alle Maßnahmen rechtzeitig ergriffen hat, und in den Fällen, wo etwas Unerwünschtes eintrifft, keine Enttäuschung aufkommen zu lassen. Wir Muslime sind überzeugt, dass jedes Geschehen mit der Erlaubnis Allahs zustande kommt, und wenn Allah, der Erhabene, etwas schaffen will, darf niemand es verhindern oder verändern. Unsere Aufgabe liegt darin, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen und das von Allah gewünschte Ergebnis abzuwarten. Allah, der Erhabene, sagte im Qur’an:
"Und wenn du dich einmal entschlossen hast, dann vertraue auf Allah. Wahrlich, Allah liebt die, die auf Ihn vertrauen." (Ali 'Imran 3:159)
Ta'anni bedeutet, sich bei wichtigen Angelegenheiten nicht zu beeilen, sondern sich Zeit zu lassen und mit Überlegung eine Entscheidung zu treffen und zu handeln. Die Angelegenheiten, deren Erfüllungszeiten bereits gekommen sind, sollen gleich erledigt werden; jene, die noch Zeit haben, sollen mit Taanni (=Bedächtigkeit) durchgeführt werden.
Das Gegenteil von Ta'ani-ti ist ‘Adschalah (=Eile). ‘Adschalah bedeutet in diesem Sinne, sich anzustrengen, um erwünschte Dinge früher als zur richtigen Zeit zu erhalten. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) machte uns aufmerksam:
Von Anas (r.a. ); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Die Bedächtigkeit ist von Allah gegeben, die Eile vom Teufel." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagii-, 1-II, 203)
Wir Muslime haben mit unseren Verwandten in Verbindung zu bleiben, ihnen unseren Möglichkeiten entsprechend zu helfen. Ihre gewissen menschlichen Fehler zu verzeihen, gehört ebenso dazu. Wir sollen uns Zeit nehmen, um sie persönlich zu besuchen, Briefe zu wechseln oder zu telefonieren. An unseren Festtagen ein angemessenes Geschenk zu geben, pflegt gegenseitige Freude und Verbundenheit. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Ibn Masuud (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Die Verbundenheit mit den Verwandten verlängert das Leben." ('Qudaai, Musnadu s-Schihaab, I, 93)
'Iffah bedeutet die Fähigkeit, sich selbst von tierischen Neigungen fernzuhalten. Die Reinheit der Seele hängt mit Ehrenhaftigkeit zusammen. Diejenigen, die diese Tugendhaftigkeit nicht bewahren wollen, sind für sich selbst und für die Gesellschaft vergiftete Menschen. Jeder Muslim muss sich vor solchen Menschen schützen.
Das Gegenteil von Tugendhaftigkeit ist beispielsweise der Ehebruch, welcher im Qur’an und Hadis eindeutig und am strengsten verboten wurde. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von lbn Abbas (r.a.,); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"0 Allah, ich bitte Dich um Keuschheit in meinen weltlichen, religiösen, familiären und materiellen Lebensbelangen." (Suyuutii, Dschaamiiu s-Sagir. I-II, 92)
Dies bedeutet, Liebe und Güte zu zeigen, zu beschützen. Jeder Muslim ist dazu verpflichtet, Arme und Hilflose geistig und finanziell zu unterstützen. Marhamah gehört zu den Eigenschaften der reinen Seelen. Nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch allen anderen Geschöpfen gegenüber müssen wir barmherzig und mitleidvoll handeln. Allahs Gesandter Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Abu 'Ubaydah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.)'sagte:
"Erbarme dich derjenigen, die auf der Erde sind, so erbarmen sich diejenigen deiner, die im Himmel sind." (Qudaaii, Musnadu s Schihaab, 375)
Das Versprechen verpflichtet uns Muslime, die versprochenen Dinge zu leisten bzw. einzuhalten. Man muss genau überlegen, bevor man etwas verspricht. Wir Muslime dürfen nicht etwas versprechen, ohne dabei "Inschaallah (=wenn Allah will) zu sagen. In einem Hadis sagte Mohammad (s.a.s.):
"Streite nicht mit deinem Bruder und scherze mit ihm nicht übermäßig, und versprich ihm nicht das, was du nicht erfüllst." (Tirmiidii, Birr: 58)
Daher ist für uns sowohl eine islamische als auch eine menschliche Aufgabe, Wort zu halten.
Es bedeutet, die Fehler anderer Menschen zu bedecken. Sattar (=der die Fehler Seiner Diener Bedeckende) ist einer der neunundneunzig schönsten Namen Allahs. Er lässt jedem Menschen Zeit, damit er seinen Fehler verbessern bzw. sich beim Schöpfer entschuldigen kann. Die Verdeckung der Fehler anderer Menschen ist eine von Allahs Gesandtem empfohlene, beispielhafte Haltung. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
"Frohe Botschaft demjenigen, dessen Beschäftigung mit den eigenen Fehlern ihn daran hindert, die Fehler anderer Menschen zu sehen." (Daylamii, AI-Firdaws, II, 447)
Daher sollen wir Muslime unsere eigenen Fehler suchen und verbessern. Es ist Giybah (=üble Nachrede), die Fehler anderer in deren Abwesenheit zu nennen. Aber wenn ein Fasiq (=Frevler) in der Öffentlichkeit schamlos Fehler begeht, darf man über diesen Menschen in dessen Abwesenheit sprechen, um die anderen Menschen darauf aufmerksam zu machen.
Im Islam hat die Erleichterung eine besondere Bedeutung. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
"Erleichtert, aber erschwert nicht. Gebt frohe Botschaft, aber lasst nicht hassen." (Buhaarii, 'Ilm: 11)
Daher soll jeder Muslim die Herzen der Mitmenschen gewinnen und bei jeder Gelegenheit behilflich sein. Wenn wir durch unsere persönlichen Unaufmerksamkeiten das Hassgefühl der anderen gegen den Islam erwecken, sind wir dafür verantwortlich. Allahs Gesandter (s.a.s.) beschrieb einmal die Religion so:
"Die Religion ist Erleichterung, und keiner wird sie in der Erleichterung übertreffen, doch die Religion wird ihn übertreffen." (Buhaarii, Iman: 29)
Deswegen müssen wir immer beachten, dass der Islam für die ganze Menschheit, und zwar für alle Geschöpfe, Allahs Gnade ist. Unsere Aufgabe liegt darin, durch unsere geistige, innerliche Aufmerksamkeit und Vorbildlichkeit immer mehr Menschen an dieser Gnade teilhaben zu lassen.
Es gibt einige wenige schlechte Handlungen, die im Islam grundsätzlich verboten sind. Diese schlechten Handlungen verletzen die menschliche Würde und zerstören die Harmonie in der Familie und der Gesellschaft. Solche schlechten und verbotenen Handlungen schaden dem Glauben. Möge Allah (s.t.) uns alle vor solchen irreführenden Handlungen beschützen! Jetzt wollen wir die im Islam verbotenen unmoralischen Handlungen kurz zusammenfassen.
Lügen ist das Gegenteil der Wahrheit, die man kennt, zu behaupten und es auszusprechen. Lügen ist eine mit der menschlichen Würde unvereinbare Handlung. Das ist Betrug am Zuhörer. Es ist wirklich eine große Schande, den Angesprochenen an etwas glauben zu lassen, an das man selbst nicht glaubt. Wenn einer in der Familie lügt, verdirbt er damit das seelisch-geistige Vertrauen zu Hause. Dies gilt auch für die Arbeitswelt. Doch ist Lügen auch eine Haltung eine geistige Krankheit, vor der sich jeder Muslim schützen muss. Lügen bringt uns sowohl im Diesseits als auch im Jenseits einen unvorstellbaren geistig-seelischen und finanziellen Verlust. Lügen ist im Islam verboten. Im Qur’an heißt es:
"Und vermeidet das Wort der Lüge!" (AI-Haddsch 22:30) (siehe:2.2.4.)
Giybah ist, in der Abwesenheit von jemandem so zu sprechen, dass derjenige sich betroffen bzw. beleidigt fühlte, wenn er dies gehört hätte. Es ist gleich, ob diese Worte gegen seine Moral oder seine Persönlichkeit gerichtet sind. Der Qur’an hat eindeutig die Giybah verboten:
"Und keiner von euch soll von einem anderen in seiner Abwesenheit schlecht reden. Mag einer von euch Fleisch seines verstorbenen Bruders essen? Ihr habt es verabscheut. Benehmt euch vor Allah ehrerbietig! Wahrlich, Allah ist allverzeihend und allerbarmend." (Al-Hudschuraat 49:12)
Jede Art von Giybah verhindert die geistig-seelische Entwicklung des Gläubigen. Daher dürfen wir weder Giybah machen, noch dabei zuhören.
Anschwärzen, Hetzen - Namiimah
Im Islam ist es streng verboten, die Worte, die bei jemandem gehört werden, einem anderen zu erzählen, ohne dafür vom ersten beauftragt zu sein. Derart gehen die Worte von Mund zu Mund und ändern sich inhaltlich. Namimah bedeutet, solche unglücklichen Worte, die irgendwie in Abwesenheit eines Menschen gesprochen wurden, dem Betreffenden zu bringen und dadurch die Beziehung der beiden Personen zu stören. Namimah ist eine unverzeihliche und verbotene Handlung. Am besten sollen wir solche Menschen zum Schweigen bringen und an folgenden Hadis von Mohammad (s.a.s.) erinnern:
Von Hudayfah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Anschwärzende werden nicht ins Paradies eintreten." (d.h. erst nachdem sie wegen ihrer Sünden bestraft worden sind, dürfen sie ins Paradies eintreten.) (Muslim, Iman: 168)
Iftira' bedeutet, jemandem einen Vorwurf zu machen, obwohl er daran keine Schuld trägt. Verleumdung wurde im Islam streng und eindeutig verboten. Einen Menschen, seine Ehre oder Persönlichkeit schamlos und nach teuflischer Art anzugreifen, darf man nicht tolerieren. Der Verleumder gilt im Islam als ein vergifteter Mensch, und zwar sowohl für sich selbst als auch für seine Umgebung. Die Verleumdung hinterlässt immer eine schmutzige und irreführende Spur, auch wenn der Betroffene mit klaren Beweisen die Vorwürfe zurückgewiesen hat. Gemäß folgender Ayat ist jeder Muslim verpflichtet, gegen unmoralische Vorwürfe oder Aussagen vorsichtig zu sein:
"Und behaupte nicht das, wovon du kein Wissen hast. Denn das Ohr, das Auge und das Herz, all diese sind dafür verantwortlich." (Al-Israa 17.36)
Der Neid ist eine Haltung, eine geistige Krankheit, die im Herzen mancher Menschen liegt und sehr viele unmoralische Handlungen verursacht. Neid bedeutet, einen anderen zu beneiden, welcher geistig, beruflich oder finanziell in einer besseren Lage als man selbst ist. Der Neider missgönnt nicht nur der besser gestellten Person ihren Wohlstand, sondern er wünscht sich auch, dass jene diesen verlieren möge. Neid kommt von der Faulheit und bedeutet eine Unzufriedenheit gegenüber der Gnade Allahs. Der Neider denkt: "Warum hast Du ihm mehr gegeben als mir?" Im Qur’an steht dazu:
"Sag: Ich suche Zuflucht beim Herrn des Morgengrauens ... und vor dem Übel eines Neiders, wenn er neidet." (Al-Falaq 113:1,5)
"Der Neid isst die guten Taten auf." (Ibn Maadschah, Duhd: 22)
Es ist im Islam eine verbotene Handlung, über andere eine böse Vermutung zu haben. Von Menschen, die sich durch ihr Aussehen, durch andere Haut- oder Augenfarbe unterscheiden, nur wegen dieses Unterschiedes zu denken, dass sie Böses im Herzen hätten, ist eine üble Vermutung voller Vorurteile. Das, was wir in unseren Gedanken verborgen halten, weiß Allah, der Erhabene. Solange wir nicht beweisen können, dass jemand Schuld trägt, müssen wir nach islamischer Rechtsordnung akzeptieren, dass er unschuldig ist. Der Qur’an Karim hierzu lautet:
"0 ihr Gläubigen! Vermeidet viele Vermutungen, denn manche Vermutungen sind sündhaft. Und spioniert nichts aus ..." (Al,Hudschuraat / 49:12)
Kurzlegende: SCHÖNE VERMUTUNG
An einem Frühlingstag saßen der Großvater und seine Enkelkinder im Wohnzimmer am Fenster und unterhielten sich. (;amil schaute auf den Spielplatz hinunter und schrie: "Beinahe hätte die Frau das Kind auf den Kopf geschlagen!"
Der Großvater, der auch die Diskussion der Mutter mit dem Kind von weitem sah, sagte: "Woher weißt du, dass die Frau das Kind schlagen wollte? Vielleicht wollte sie ihrem Sohn die Haare streicheln, um ihn zu trösten. Und vergesst nicht, wir sind verpflichtet, von jedem das Beste zu vermuten."
Istihza bedeutet, jemandem mit Worten oder durch sein Verhalten zu verspotten und ihn gegenüber anderen zu erniedrigen. Sowohl im Qur'an als auch im Hadis wurde das Verspotten streng verboten. Einen Menschen mit einem spöttischen, unhöflichen oder vulgären Beinamen zu benennen ist Haraam (=verboten). Bösartige Beinamen beleidigen die Betreffenden. Der Islam verbietet den Menschen, ungerecht zu schimpfen. Allah (s.t.) sagte im Qur’an
"0h ihr Gläubigen! Keine Gruppe soll eine andere verspotten; es könnte jene würdiger sein als diese. Und keine Frauen sollen die anderen verspotten; es könnten jene würdiger sein als andere. Und verlacht euch nicht untereinander. Und benennt euch nicht gegenseitig mit bösartigen Beinamen..." (AI-Hudschuraat 49:11)
Es ist im Islam verboten, Tiere unmoralisch und achtlos zu beschimpfen bzw. sie mit erniedrigenden Namen zu rufen.
Der Islam legt auf die richtigen Umgangsformen mit den Mitmenschen großen Wert. Gegenseitige Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Respekt, Freundschaft und Umgänglichkeit werden groß geschrieben. Wir wollen die wichtigen Punkte zusammenfassen:
Ø Ø Wir haben gegenüber den Menschen stets ein lächelndes Gesicht, ein offenes und sauberes Herz und ein schönes Wort.
Ø Ø Wir behandeln jeden einzelnen Menschen freundlich, und wir quälen niemanden. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
"Muslim ist jener, vor dessen Hand und Zunge (d.h. vor dessen Handlungen und Worten) andere Muslime verschont sind." (Muslim, Iman: 65)
Ø Ø Wir geben zu Ärger keinen Anlass. Ein Muslim darf seine gläubigen Brüder nicht mehr als drei Tage aus irgend einem Ärger verlassen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
Von Abu Ayyuub al-Ansaarii (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Es ist einem Muslim nicht erlaubt, seinen Bruder mehr als drei Tage zu verlassen." (Muslim, Birr: 25)
Ø Ø Wir verhelfen den sich untereinander ärgernden Muslimen zu einer besseren Beziehung. Allah sagte im Qur’an:... benehmt euch vor Allah ehrerbietig und versöhnt euch miteinander..." (Al- Anfaal 8:1)
Ø Ø Wir untersuchen und beanstanden die Fehler der Menschen nicht sondern verdecken sie und helfen durch guten Rat. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal zu diesem Thema:
Von Abdullaah b. 'Omar (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wer die Fehler eines Muslims zudeckt, dem wird Allah, der Erhabene, seinen Fehler am Tage der Auferstehung bedecken." (Buhaarii, Mazaalim: 3)
Ø Ø Wir unterstützen die gläubigen Brüder während ihrer Abwesenheit bzw. wir verteidigen sie gegen unwahre Vorwürfe. Mohammad (s.a.s.) sagte:
"Allah, der Erhabene, ist die Hilfe seines Dieners, solange dieser die Hilfe seines Bruders ist." (Muslim, Dikr: 38)
Ø Ø Wir handeln den Älteren gegenüber respektvoll, den Jüngeren und Armen gegenüber liebevoll und barmherzig. Diese Regel muss in der Familie sorgfältig beachtet werden. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
"Derjenige, der sich unserer Jüngeren nicht erbarmt und unsere Älteren nicht ehrt, ist nicht von uns." (Tirmiidii, Birr: 15)
Ø Ø Wir verwenden untereinander den islamischen Gruß. Es ist Sunnah, Salaam zu geben, und Fard, den Gruß zu erwidern. Salaam ist unter den Muslimen der Ausdruck der gegenseitigem Brüderlichkeit und Freundlichkeit. Allahs Gesandter, unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.), empfiehlt uns die ständige Verwendung des Salaams:
"Ihr tretet nicht eher ins Paradies ein, als bis ihr glaubt; ihr glaubt nicht, bis ihr euch gegenseitig liebt. Ich zeige euch etwas. Wenn ihr es regelmäßig erfüllt, werdet ihr einander lieben: Verbreitet Salaam (=den islamischen Gruß) unter euch." (Muslim, Iman: 93)
Der islamische Gruß besteht aus zwei Sätzen:
"Friede sei mit Euch!" - "Friede sei auch mit Euch!"
Bei der Ausübung des Salaams sprechen den ersten Satz die Jüngeren den Älteren gegenüber, die zu Fuß Gehenden den Sitzenden gegenüber, die von hinten Kommenden den vorne Gehenden gegenüber. Es genügt, wenn in einer Gemeinde nur einer den Salaam erwidert.
Demjenigen, der den Qur’an rezitiert, das Gebet erfüllt, die Freitags- oder Fest-Hutbah hört, soll der Salaam nicht gegeben werden. Sollte doch jemand einem Solchen den Salaam geben, so soll dieser nicht antworten.
Ø Ø Wir machen beim Zusammenkommen Musafahah. Es ist eine sehr verbreitete Sunnah, bei der Begegnung einander die Hand zu geben und dabei "Allaahumma salli ‘alaa Sayyidinaa Muhammadin wa alaa aali' Sayyidinaa Muhammad" zu sagen, und beiderseits nach der Gesundheit zu fragen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal in Hinblick auf die Musaafahah:
Von AI-Barra' (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wenn zwei Muslime einander begegnen und einander die Hand geben, wird ihnen verziehen (werden sie gesegnet), bevor sie auseinander gehen." (Ibn Maadschah, Adab: 15)
Ø Ø Wenn jemand geniest hat, sagt er "Al-HamDulillaah". Der Muslim, der sich beim Niesenden befindet, sagt: "Yarhamu-kallaah", worauf der antwortet: "Yahdiinaa wa yahdiikumullaah". Außerdem soll man beim Niesen den Mund mit einem Taschentuch bedecken, um die Anwesenden nicht zu belästigen.
Ø Ø Man soll seine Freunde besuchen. Wir Muslime besuchen zu geeigneten Zeiten unsere Verwandten, Bekannten und Freunde. Diese Besuche sind Symbol der Freude und Treue. Man soll bei einem Besuch etwas, was möglich und entsprechend ist, anbieten. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
"Wenn Besuch zu Euch kommt, bietet ihm (etwas) an." (Qudaaii, Musnadu s-Schihab, 445-446)
Zu unseren wichtigen Aufgaben gehört" Kranke zu besuchen. Beim Besuch sprechen wir unsere Besserungswünsche aus und sprechen Duaa. Außerdem geben wir unsere Bereitschaft zur Hilfe kund. Man soll auch bei Kranken nicht zu lange sitzen bleiben. Eine Lehraussage Muhammads (s.a.s.) lautet folgendermaßen:
"Folgende fünf Handlungen sind Pflichten eines Muslims gegenüber seinen Brüdern: Nach dem Salaam, den Salaam zu erwidern (d.h. "Wa alaykumus-Salaam" zu sagen); dem Niesenden " Yarhamukallah" zu sagen; zur Einladung zu kommen; die Kranken zu besuchen; die Toten bis zum Ende des Begräbnisses zu begleiten." (Muslim, Salaam: 4)
Ø Ø Man soll eine Einladung annehmen. Sowohl eine Einladung zu geben als auch eine Einladung anzunehmen pflegt die gegenseitige Brüderlichkeit und Freundlichkeit. In einem Hadis sagte Allahs Gesandter (s.a.s.):
Von Ibn 'Omar (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wenn einer von euch seinen Bruder einlädt, so soll dieser zur Einladung kommen, zum Hochzeitsessen u.ä." (Muslim, Nikaah. 100)
Ø Ø Man soll aufstehen, um die Älteren zu ehren. Wir Muslime dürfen aufstehen, um im Stehen die Brüder zu empfangen, wenn sie zu uns kommen. Insbesondere in Gebieten, wo es üblich ist, aufzustehen, soll man die Gäste, die Älteren und die Gelehrten im Stehen empfangen, sonst könnte es Missverständnisse geben. Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Abu Saiid al-Hudrii (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Steht für euren Vorstand auf " (Muslim, Dschihaad: 64)
Es ist auch erlaubt, die Hände der Eltern und der großen islamischen Persönlichkeiten zu küssen. Aber es ist Makruuh, aus irgendeinem diesseitigen Interesse jemandes Hand zu küssen.
Ø Ø Man soll die Rechte der Nachbarn beachten. Die Nachbarschaft hat im Islam eine besondere Bedeutung. Es ist Sunnah, den Nachbarn etwas Schönes zu schenken und anzubieten. Ein Muslim darf die Nachbarn in keiner Weise stören. Wenn wir gute Nachbarn haben wollen, müssen wir zuerst selbst gute Nachbarn sein. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Saiid b. Maaruf (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Sucht den Nachbarn vor dem Ankauf der Wohnung und sucht den Freund vor dem Reiseweg." (Qudaaii, Musnada s-Schihaab, 412)
Folgender Hadis macht uns Muslime auf die Nachbarn aufmerksam:
"Derjenige, von dessen bösen Handlungen sein Nachbar nicht verschont ist, darf nicht ins Paradies eintreten." (Muslim, Iman: 73)
Kurzlegende: DER WERT GUTER NACHBARSCHAFT
Imam Hasan wohnte im Fatih-Gebiet in Istanbul und arbeitete seit zwei Jahrzehnten im "Schayhu1-Islam-Amt". Wegen der Hochzeit seiner beiden Töchter schuldete er einigen Geschäften einen Gesamtbetrag von 20 Goldlira. Nachdem er einige Male mit seiner Frau gesprochen hatte, beschloss er, seine Wohnung zu verkaufen. Mit diesem Geld wollte er sodann eine kleinere Wohnung kaufen und seine Schulden zurückbezahlen. Ein Amtskollege von Imam Hasan wollte die Wohnung kaufen und fragte nach dem Preis. Er' meinte: "120 Goldlira. " Der Kunde besichtigte die Wohnung und sagte danach: "120 Goldlira sind zuviel. Die Wohnung ist 100 Goldlira wert." Imam Hasan erwiderte: "Das ist richtig. Doch würden Sie nicht für die gute Nachbarschaft von 'Osman Aga 20 Goldlira mehr ausgeben?" Am nächsten Abend kam 'Osman Aga zu Imam Hasan zu Besuch und überreichte ihm 20 Goldlira und sagte: "Lieber Freund! Warum haben Sie uns die Angelegenheit nicht mitgeteilt? Bleiben sie bitte in ihrer Wohnung. Es ist nicht so einfach, einen würdigen Nachbarn wie Sie zu finden. Bezahlen Sie uns diese 20 Goldlira in zwei Jahren zurück.
Textquelle:MEIN LEBEN FÜR DEN ISLAM 1 / RELIGIONSLEHRBUCH / Verfasser:Baki Bilgin
IslamischeGlaubensgerneinschaft in Österreich/Wien 1995