Das bedeutendste
Symbol des Glaubens an die Einheit des erhabenen Schöpfers war seit
Ibraahiim (a.s.), ja sogar seit Adam (a.s.), die gesegnete Kaabah, die
immer noch unter der Kontrolle der Heiden lag. In der Kaabah hatten die
Heiden ihre sinnlosen Götzen aufgestellt und dadurch die gesegnete, reine
Seele der Kaabah beleidigt.
Immer wenn der
Gesandte Allahs (s.a.s.) und alle anderen Muslime sich während des Gebetes
in Richtung Kaabah wandten, fühlten sie sich traurig und betroffen. Der
Islam, der auf die Einheit Allahs am meisten Wert legte, sollte die Kaabah
vom Heidentum befreien. Allah, der Erhabene, offenbarte Mohammad (s.a.s.)
die frohe Botschaft:
"Wahrlich, wir
haben dir einen offenkundigen Sieg vorbereitet." (Al-Fath 48:1)
Zwischen zwei
arabischen Stämmen kam es zu einem Zwischenfall. Einer dieser Stämme war
mit den Muslimen verbindet. Allahs Gesandter (s.a.s.) forderte die Heiden
auf, die Schäden seiner Verbündeten zu bezahlen. Diese lehnten den
Vorschlag Muhammads (s.a.s.) ab und kündigten das Hudaybiyyah Abkommen.
Allahs Gesandter (s.a.s.) wollte daraufhin die Götzendienerei völlig
zerstören und die gesegnete Kaabah und Mekka vom Heidentum befreien. Mit
dieser Absicht marschierte er mit 10.000 bewaffneten Muslimen nach Mekka.
Unterdessen schickte Mohammad (s.a.s.) auch einen Sonderbotschafter nach
Mekka und ließ verlautbaren: "Wer sich zur Kaabah wendet, wird in Frieden
gelassen; wer zu Hause bleibt, wird in Frieden bleiben."
Am Freitag, dem
20. Ramadaan 8 (11. Januar 630), kamen sie in Mekka an. Die Heiden
waren dagegen machtlos. Dem Befehl Muhammads (s.a.s.) folgend, trafen die
Muslime aus drei Richtungen in Mekka ein und versammelten sich um die
gesegnete Kaabah. Allahs Gesandter (s.a.s.) ritt auf seinem Kamel namens
'Quswaa',
zur
Kaabah wobei er die Sure al-Fath (=das Eroberungskapitel) rezitierte, und
die zehntausend Muslime Takbiir ausriefen. Er ritt auf dem Kamel sieben
Mal um die gesegnete Kaabah. Danach ließ er mit seinem Stock die Götzen
auf den Boden fallen, wobei er folgende Ayat rezitierte:
"Und sprich: Die
Wahrheit ist gekommen und das Nichtige ist zugrunde gegangen. Wahrlich,
das Nichtige ist immer zugrunde gegangen.“ ( Al-Israa 17:81)
Nachdem die
gesegnete Kaabah von den Götzen befreit und gesäubert worden war, trat er
mit einigen Muslimen ein und verrichtete dort ein Dankgebet zu zwei Rakat.
Anschließend hielt er an der Schwelle der Kaabah eine kurze Rede und
sprach die Bevölkerung frei. Diese Großzügigkeit des Gesandten Allahs (s.a.s.)
überraschte die Mekkaner und machte sie betroffen. Sie kamen der Reihe
nach zu Mohammad (s.a.s.) und nahmen den Islam an. Allahs Gesandter (s.a.s.)
blieb etwa zwei Monate in Mekka, bevor er wieder nach Medina zurückkehrte.
Nach der
friedlichen Eroberung von Mekka sandten alle Stämme ihre Vertreter nach
Medina zu Mohammad (s.a.s.), um ihren Beitritt zum Islam auszusprechen.
Im zehnten Jahr
erfüllte Allahs Gesandter (s.a.s.) die Pilgerfahrt (=AI-Hadsch). Diese
wird in der Geschichte als die "Abschiedspilgerfahrt" bezeichnet. Im
zehnten Jahr nach der Hidschra hatten alle Stämme den Islam angenommen.
Die ganze arabische Halbinsel befand sich schon unter der Leitung des
Offenbarungsstaates. Das gesegnete Medina war das Zentrum bzw. die
Hauptstadt. Von Medina aus wurde bekannt gegeben, dass Allahs Gesandter (s.a.s.)
die Pilgerfahrt erfüllen wird. Tausende Muslime waren nach Medina
gekommen, um gemeinsam mit dem Gesandten Allahs (s.a.s.) zu reisen.
Mohammad (s.a.s.) begab sich am 25. Du 1-Qa'dah 10 auf den Pilgerweg.
Seine Tochter Fatimah (r.a.), die Mutter der Gläubigen, und seine Frauen (r.a.),
die Mütter der Gläubigen, und 40.000 Muslime reisten mit.
Am 26. Du
1-Qa'dah bekleidete er sich mit dem Ihram (=Kaabah Gewand) und begann,
Tasbiyah aufzurufen.
Am Sonntag, dem
4. Du 1-Hiddscha trafen sie im gesegneten Mekka ein und erfüllten den
Ankommensumlauf (=Tawaaful-Quduum) sowie den Lauf (=Sa'y) zwischen Safaa-
und
Marwah-Hügel.
Am achten Dul-
Hiddscha ritt Mohammad (s.a.s.) auf Quswaa von Mekka nach Minaa. Alle
124.000 Muslime riefen unterwegs Tasbiyah auf
Am neunten
Dul-Hiddscha bestieg er von Minaa den 'Arafat. Im Namra-Dorf beim 'Arafat
wurde ein Zelt aufgestellt. Allahs Gesandter (s.a.s.) erholte sich dort
eine Weile. Dann ritt er auf Quswaa bis zur Mitte des 'Arafat -Tals, wo
er gegenüber den 124.000 Muslimen seine
Abschieds-Hutbah
vortrug. Dabei wurde jeder seiner Sätze von vorher
bestimmten Muslimen in jede Richtung wiederholt, damit jene, die am
äußeren Rand des Zuhörerkreises standen, seine Worte hören konnten. Nach
dieser- Hutbah trank er ein Glas Milch, um den Muslimen zu zeigen, dass er
an jenem Tag nicht fastete. Anschließend verrichtete er das Mittags- und
Nachmittagsgebet nacheinander, wobei alle 124.000 Muslime mit ihm gebetet
haben. Danach bestieg er mit Quswaa vom 'Arafat-Tal das 'Arafat-Plateau.
Dort erfüllte er die Waqfah-Verpflichtung und betete zu Allah, dem
Erhabenen, bis zum Sonnenuntergang. Währenddessen offenbarte Allah, der
Erhabene, folgende Ayat:
"Heute habe ich
für euch eure Religion vollendet und habe euch meine Gnade
vervollständigt. Ich habe für euch den Islam als Religion wohl
festgelegt." (Al-Maaidah 5:3)
Am gleichen Tag,
nach dem Untergang der Sonne, kam er auf Quswaa von 'Arafat- nach
Muzdalifah, wobei er Usamah, den Sohn von Zayd (r.a.), mit sich auf Quswaa
mitgenommen hat. Am Muzdalifah verrichtete er das Abend- und Nachtgebet
nacheinander und übernachtete dort.
Am 10. Du
1-Hiddscha, dem ersten Tag des Opferfestes, begab er sich gleich nach dem
Morgengebet nach Mas'aru 1-Haraam. Diesmal nahm er Fad1, den Sohn von
'Abbas (r.a.), auf Quswaa mit. Dort warf er sieben Steinchen auf
Dschamrah-Aqabah, wobei er seine Gefährten folgendermaßen beriet: "0h ihr
Menschen! Achtet darauf, die religiösen Handlungen nicht zu übertreiben.
Denn die Übertreibung verursachte die Zerstörung der Glaubensgemeinden,
die vor euch zu Grunde gegangen sind." Sodann ging er nach Minaaa. Dort
waren 100 Opferkamele vorbereitet worden. Allahs Gesandter (s.a.s.)
opferte selbst 63 Kamele. Die übrigen schlachtete 'Ali (k.w.).
Von diesem
Opferfleisch wurde etwas gekocht und gegessen. Der größte Teil wurde an
die Armen verteilt. Anschließend ließ sich Mohammad (s.a.s.) die Haare
kürzen und zog das Alltagsgewand an. Schließlich kam er zur Kaabah und
erfüllte den Besuchsumlauf (=Tawaafu z-Ziyaarah). Nach dem Umlauf ging er
zum Zamzam Brunnen, trank eine Schüssel von dem gesegneten Wasser und
kehrte nach Minaa zurück. Die übrigen Festtage verbrachte er in Minaaa.
Am zweiten Tag hielt er eine Rede, wobei er sich von seinen Gefährten (=Ashaab)
(r.a.) verabschiedete.
Am fünften Tag
des Festes kam er von Minaa nach Mekka und erfüllte den Abschiedsumlauf (=Tawaafu
1-Wada'). Gleich danach begab er sich auf den Weg zur gesegneten Stadt
Medina, wobei auch andere Pilger heimkehrten.
Die
Abschiedspilgerfahrt Muhammads (s.a.s.) zeigte deutlich, dass sein
Berufungsleben bald zu Ende gehen würde. Denn Allah, der Erhabene,
offenbarte, dass der Islam vervollständigt ist. Andererseits hatte sich
Mohammad (s.a.s.) von den Gläubigen während der Pilgerfahrt verabschiedet.
Im Monat Safar
erkrankte Mohammad (s.a.s.). Diese Krankheit dauerte dreizehn Tage. Er
wachte einmal mit Kopfschmerzen auf. Im Laufe des Tages wurde ihm
schwindelig. Die letzten acht Tage verbrachte er im Zimmer seiner Frau '.Ayscha
(r.a.), Mutter der Gläubigen. An den ersten Tagen nach seiner Erkrankung
kam er in die Moschee und verrichtete das Gebet und leitete die Gemeinde.
An den letzten drei Tagen konnte er nicht mehr in die Moschee kommen.
Daher beauftragte er Abu Bakr (r.a.), das Gebet zu leiten. In der letzten
Nacht sank das Fieber. Er kam mit der Hilfe von 'Ali (r.a.) und Fadl b.
'Abbas (r.a.) in die Moschee. Gerade erfüllten die Sahaabah das
Morgengebet. Die Sahaabah meinten, dass Allahs Gesandter (s.a.s.) wieder
gesund sei. Sie hätten beinahe das Gebet unterbrochen. Allahs Gesandter
(s.a.s.) deutete mit einer Handbewegung sowohl Abu Bakr (r.a.), dem Imam,
als auch der Gemeinde, das Gebet nicht zu unterbrechen. Im Sitzen
verrichtete er gemeinsam mit seinen Sahaabah sein allerletztes Gebet.
Nach dem Gebet sprach er kurz mit seinen Freunden und kehrte in sein
Zimmer zurück. Einmal sagte er seiner Tochter Fatimah (r.a.), der Mutter
der Gläubigen, leise ins Ohr: "Mein Töchterlein, dein Vater wird nach
diesem Tag nie mehr leiden." Fatimah weinte und weinte. Da sagte er ihr
etwas später noch einmal ins Ohr: "Mein Töchterlein! Du wirst als erste
von meiner Familie zu mir kommen." Diesmal lächelte sie.
Am Nachmittag
des dreizehnten Tages seiner Erkrankung wiederholte Mohammad (s.a.s.) den
folgenden Duaa dreimal:
"Zum erhabenen
Freund!"
Sogleich flog
sein gesegneter Geist zu seinem erhabenen Schöpfer. Seine Gemahlin
‘Ayscha (r.a.), Mutter der Gläubigen, legte seinen gesegneten Kopf von
ihren Armen auf das Polster und küsste seine gesegnete Stirn. Es war
Montag, der 12. Rabiiu 1-Awwal 11/7. Juni 634.
Am folgenden Tag
wurden die rituelle Waschung, das Anlegen des Leichentuchs und die
Einhüllungsaufgaben von seinen engsten Verwandten erfüllt.
Salaatul-Dschaanazh (=Totengebet) wurde dreimal verrichtet: einmal von den
Männern, einmal von den Frauen und einmal von den Kindern.
Sein gesegneter
Körper wurde in dem Zimmer, in welchem er gestorben war, bestattet. Möge
Allah, unser erhabener Schöpfer, es uns ermöglichen, sein gesegnetes Grab
zu besuchen. (Amin)